: Schlamm aus Schloot
Ja zum wertvollen Katastrophentourismus
Wieder einmal vorschnell warnte in den letzten Tagen die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor „Katastrophentourismus“ in die vom Hochwasser betroffenen Regionen. Aber bietet nicht – um eine der beliebtesten Binsen, die in unruhigen Zeiten besonders gern kursieren – die Krise auch eine Chance? Ist nicht gerade der Katastrophentourismus eine letzte Möglichkeit, den Tourismus insgesamt zu retten? Speziell nach Corona und dem zurückliegenden Minusjahr für die Tourismusbranche? Die Schaulust der Menschen lässt sich sowieso niemals verbieten, da sollte sie besser kanalisiert werden. Mit nagelneuen Deichen, auf denen Voyeure schaulustwandeln dürfen. Mit Hochwasser-Museen, in denen die gruseligsten Inneneinrichtungen aus überschwemmten Häusern ausgestellt werden. Mit aufregenden Wildwasser-Kanufahrten auf den Spuren der verheerenden Fluten. Mit dem eigens kreierten Menü „Sintflut“, das die regionalen Spezialitäten Döppekooche und Schloot zu einer schlammigen Einheit verkocht. Das brächte sehr viel Geld in die touristisch reizvollen Regionen und wäre eine ebenso sinn- wie wertvolle Form des Katastrophentourismus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen