Schlaglicht auf taz-Geschichte : „Nie wieder Rettungskampagnen“
Die Geschichte der taz ist auch eine Geschichte ungewöhnlicher Kampagnen zur Rettung des linken Tageszeitungsprojekts. Eine Erinnerung von Chefredakteurin Ulrike Winkelmann.
Aus der taz | Die Geschichte der gedruckten taz ist auch eine Geschichte der Rettungskampagnen. In den 90er Jahren pflegte sie regelmäßig ihre LeserInnen zu erpressen: Mehr Abos, oder wir machen dicht!
Das war mindestens so peinlich wie charmant, und so richtig lustig ist es ja nicht, zuzugeben, dass man kurz vorm Untergang steht.
In den frühen nuller Jahren gab die Geschäftsführung deshalb das Motto „Nie wieder Rettungskampagnen“ aus, was verblüffenderweise auch funktionierte.
Mit der „Keine taz mehr? Ohne mich!“-Kampagne warb die taz 1992 um 5.000 zusätzliche Abos. Sonst, so schrieb der damalige Chefredakteur Michael Rediske, werde „der Genossenschaftsversammlung am 12. Dezember in Berlin empfohlen, die taz einzustellen“.
Zeit für Journalismus
Neben dem Studium jobbte ich bei der taz Hamburg und übernahm das „Abophon“ (mit hausmeisterlichen Nebenfunktionen), an dem ich den Leuten die Kampagne und die taz erklärte. Ich redete den ganzen Tag und erquasselte mir schließlich ein Praktikum.
Heute und insgesamt ist es besser, dass die taz nun über wirtschaftliche Strategien verfügt. Man kann sich mehr auf Journalismus konzentrieren.
🐾 Ulrike Winkelmann ist seit 1999 bei der taz in Berlin und seit 2020 Chefredakteurin.