■ beiseite: Schlagkraft
„In letzter Zeit spitzt sich die Lage in Neustrelitz zu“, schreibt uns ein entsetzter Opernbesucher. Nach der Aufführung von Verdis „Don Carlos“ mußte er folgendes beobachten: „Frau Straube schlug am Samstag mit ihrer Handtasche auf begreiflicherweise buhrufende Zuschauer ein.“ Und auch der Gatte von Frau Straube, Herr Manfred Straube, derzeit Intendant in Neustrelitz und demnächst in Rostock, neigt offenbar vergleichbar durchschlagenden Argumentationsstrategien zu: Vor etwa zwei Wochen habe er „seinen Solotrompeter in der Kantine durch einen Faustschlag arbeitsunfähig geschlagen“, mußten wir schreckgeweiteten Auges lesen. Klassenkampf hinter den Kulissen? Eine letzte Abmahnung des ohnehin gekündigten Orchesters, dessen Aufgabe zukünftig dem Neubrandenburger Orchester zufällt? Wir wollen einschreiten, zur Besonnenheit aufrufen, fürchten uns aber vor Frau Straubes Handtasche und empören uns deswegen nur kurz und heftig unter dem sicheren Schreibtisch hervor.
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