■ Schlaflose Nächte im Buckingham-Palast: „Manna vom Himmel für die IRA“
Dublin (taz) — Die britische Königin kann einem leid tun. Da hat sie Millionen an Steuergeldern in die Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen im Buckingham-Palast gesteckt, und nun war alles für die Katz'. Das Boulevardblatt Daily Mirror berichtete am Wochenende gleich über zwei Skandale, die der Queen vermutlich die Nachtruhe rauben werden. Beim ersten geht es um ein Buch des ehemaligen BBC-Gerichtsreporters Brian Hoey, in dem detaillierte Pläne der Schlafzimmer von Elisabeth, ihrem Mann Prinz Philip und ihren Söhnen Andrew und Edward enthalten sind. Außerdem wird in dem Buch „All the Queen's Men“ die Arbeitsweise der Beamten im geheimen Polizeirevier des Palastes genau beschrieben. Demnach müsse die Sondereinsatztruppe „Special Air Service“ (SAS) jedesmal verständigt werden, wenn die Königin die Möbel umstellen oder ein Bild aufhängen will, damit neue Fotos von den Räumlichkeiten gemacht werden können. Ein SAS-Kommandant war allerdings weniger um das königliche Wohlbefinden als vielmehr um seine eigenen Leute besorgt: „Hoey hat nicht nur die Sicherheit der königlichen Familie aufs Spiel gesetzt, sondern vor allem das Leben der SAS-Soldaten gefährdet.“ Ein Offizier des Wachregiments bezeichnete das Buch, das sich seit dem Mirror-Bericht einer regen Nachfrage erfreut, als „traumhaften Palastführer für Störenfriede“. Und von denen gibt es einige. Die Queen hat in den vergangenen Jahren erstaunlich häufig unerwünschten Besuch erhalten. Einem Eindringling war es sogar gelungen, bis in Elisabeths Schlafzimmer vorzudringen. Er setzte sich auf das Bett und plauderte freundlich mit der überraschten Monarchin, bis er schließlich verhaftet wurde. Ein Mitglied des königlichen Haushalts bestätigte, daß die Grundrisse akkurat seien. Er sagte, man suche inzwischen fieberhaft nach dem Verräter: „Im Palast ist die Hölle los.“ Ein Sprecher der Königin bestritt, daß Palastangestellte bei der Erstellung des Buches geholfen haben. War es etwa eine der bösen Schwiegertöchter? Der zweite Skandal, über den der Mirror berichtete, betrifft das geheime Polizeirevier im Buckingham-Palast. Ein Angestellter des Bauunternehmens Balfour Beatty, das mit der Modernisierung des Reviers beauftragt war, enthüllte am Wochenende, daß die Baupläne bereits vor sechs Jahren in der Londoner U-Bahn „vergessen“ worden seien. Dennoch wurde weitergebaut, als wäre nichts geschehen. Ein SAS-Offizier sagte, die Pläne wären auch heute noch „Manna vom Himmel für die Irisch-Republikanische Armee“ (IRA), da das Gebäude seitdem nicht verändert worden sei. Die Baufirma, ein Palastsprecher und Scotland Yard waren allesamt von der Mirror-Geschichte überrascht. „Das ist uns völlig neu“, gab Balfour Beatty bekannt. „Der betreffende Bauleiter ist aus der Firma ausgeschieden.“
Was wäre ein englisches Boulevardblatt ohne eine Prise antiirischen Rassismus? Der Mirror betont, daß eine Frau aus dem Londoner Stadtteil Kilburn die Pläne damals auf dem U-Bahn-Sitz gefunden hatte. „Kilburn hat einen hohen irischen Bevölkerungsanteil“, stößt das Blatt dunkle Verdächtigungen aus. Und auch die Palastmaurer stammen überwiegend aus Irland. „Sie gaben offen zu, daß sie die IRA unterstützen und einen Teil ihres Lohns an sie abgeben“, heißt es in dem Blatt. So sind die Iren nun mal: Da schuften sie wochenlang, um die Sicherheitsmaßnahmen für die Queen zu verbessern, doch den Lohn, den sie dafür erhalten, geben sie der IRA, die eben dieser Queen an den Kragen will. Für schlaflose Nächte im Buckingham-Palast dürfte jedenfalls gesorgt sein. Ralf Sotscheck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen