: Schiffe segeln wieder
Bremer Reederei unterzeichnet Kaufvertrag für Lenkdrachen als Zusatzantrieb. Ziel: Sprit sparen
Der Bremer Reeder Niels Hansen will einen Schiffsneubau mit einem Zugdrachen ausrüsten, um Treibstoff zu sparen. Der Kaufvertrag mit der Firma SkySails, die das fliegende Segel entwickelt hat, wurde gestern in Hamburg unterzeichnet. Der Drachen kann den Wind besser ausnutzen als herkömmliche Segel, er braucht keine Masten, die beim Beladen stören, und er kippt das Schiff auch nicht zur Seite.
„Die SkySails-Technologie wird genau zum richtigen Zeitpunkt marktreif“, findet Stolberg, geschäftsführender Gesellschafter der Beluga Gruppe, die mit 28 Mehrzweck-Schwergut-Frachtern auf den Weltmeeren unterwegs ist. Die Treibstoffpreise hätten sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht und würden mittelfristig weiter steigen. Außerdem habe die Internationale Schifffahrtsorganisation (IMO) die Abgasvorschriften verschärft, was die Treibstoffkosten zusätzlich steigern werden. Stolberg stellt sich darauf ein: „Ich muss in der heutigen Zeit andere Wege gehen.“
Skysails bietet aus seiner Sicht eine realistische Alternative. Das System besteht aus einem Drachen, so groß wie ein Reihenhausgrundstück, der wie der Fallschirm eines Paragliders konstruiert ist und genauso gesteuert wird. Am Bug des Schiffes befestigt, lässt ihn die Besatzung 100 bis 300 Meter steigen, dorthin wo der Wind zwei- bis dreimal stärker weht als über dem Wasser. Eine Steuerungselektronik hält ihn automatisch am Wind.
Bis zu 50 Prozent des Treibstoffs könne der Drachen sparen, versichert dessen Erfinder Stephan Wrage. Fünf Jahre lang haben der Wirtschaftsingenieur und seine Mitarbeiter an dem Konzept getüftelt. 2005 probierten sie es mit einem echten kleinen Schiff auf der Ostsee aus. Mit Stolbergs 140 Meter langer „Beluga SkySails“ soll 2007 der Praxistest beginnen. Stolberg erwartet, dass sich die halbe Million, die ihn das System kostet, innerhalb von drei Jahren amortisieren wird. Die Oltmanngruppe aus Leer, die das Kapital für die Entwicklung des SkySails eingesammelt hat, geht davon aus, dass 700 Schiffe mit Skysails ausgestattet werden müssen, damit sich die Investition lohnt. Mehrere Zehntausend kommen in Frage. knö