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Scheiterte Putsch im Irak an den USA?

■ Militärs wollten laut US-Senat putschen/ Nach „Brüskierung der Opposition“ durch USA abgeschreckt

Washington (ap/wps) — Weil Washington keine Unterstützung signalisierte, haben einem Bericht des amerikanischen Senats zufolge irakische Militärs Pläne zum Sturz Saddam Husseins aufgegeben. In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, der für den außenpolitischen Senatsausschuß verfaßt wurde, heißt es, Anfang März habe sich eine Gruppe führender irakischer Militärs mit Oppositionsgruppen im Ausland in Verbindung gesetzt und ihnen Zusammenarbeit im Kampf gegen Saddam Hussein angeboten.

Als Voraussetzung dafür hätten, so heißt es weiter, die Militärs jedoch „ein Signal“ verlangt, daß die Oppositionsgruppen die Unterstützung der amerikanischen Regierung hätten. Zu dieser Zeit befand sich der Aufstand kurdischer und schiitischer Rebellen gegen das Regime in Bagdad auf einem Höhepunkt. Dem Report zufolge blieb jedoch ein solches Signal aus. Das US-Außenministerium habe mehrere Gelegenheiten verpaßt, mit der irakischen Opposition ins Gespräch zu kommen. Damit nicht genug: Laut Senatsreport soll auch Saudi-Arabien der US-Regierung vorgeschlagen haben, die Rebellen im Irak durch eine gemeinsame militärische Aktion zu unterstützen. Doch Washington habe auf das Anliegen nicht einmal geantwortet.

Auf die Vorwürfe angesprochen, gab sich Marlin Fitzwater, Pressesprecher des Weißen Hauses, am Donnerstag eher zugeknöpft. Wer immer im irakischen Militär die Seiten wechseln wolle, so Fitzwater, sei „selbstverständlich willkommen, das zu tun“. Genauer wollte er sich zum Inhalt des Berichts nicht äußern.

Peter Galbraith, Autor des Reports und führender Mitarbeiter des Ausschußvorsitzenden Senator Claiborne Pell, präzisierte die Kritik am Verhalten Washingtons: „Die öffentliche Brüskierung kurdischer und anderer irakischer Oppositionsführer wurde als eindeutiges Zeichen dafür gewertet, daß die Vereinigten Staaten einen Erfolg des Aufstandes nicht wollten.“ Für die Erstellung des Berichtes traf Galbraith an verschiedenen Orten, darunter in Washington, Paris, Frankfurt und Damaskus, mit Vertretern der irakischen und kurdischen Opposition zusammen. Zu den Gesprächspartnern zählte auch der Vorsitzende der Patriotischen Front Kurdistans, Dschalal Talabani.

Präsident George Bush hatte das irakische Volk wiederholt zum Sturz Saddam Husseins aufgerufen, sich aber geweigert, die Aufständischen zu unterstützen. Als Grund gab er an, dies sei eine reine innerirakische Angelegenheit, was Galbraith wiederum ganz anders interpretiert: Die US-Regierung fürchte vielmehr, die Kurden strebten nach einem eigenen Staat und die schiitischen Moslems nach der Errichtung einer Islamischen Republik nach dem Vorbild Irans.

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