Scheidende Senatorinnen der Linkspartei: Düsterer Blick in die Zukunft
Bericht der Senatorinnen für Soziales und Gesundheit benennt Herkunft, Geschlecht und Stadtteil als Indikatoren von Armut im Alter.
Kurz vor Ende ihrer Amtszeit legen die beiden Linke-Senatorinnen für Gesundheit und Soziales noch einmal den Finger in die Wunde sozialer Ungleichheit: Je nach Stadtteil, Herkunft und Geschlecht unterscheidet sich das Armutsrisiko im Alter gewaltig - und dürfte in den kommenden Jahren noch steigen. So ist etwa jeder zehnte Rentner aus Friedrichshain-Kreuzberg von Grundsicherung abhängig. Bei den nichtdeutschen Berlinern ist es sogar jeder fünfte. Zu diesem Schluss kommt ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht der beiden Senatsverwaltungen.
Auf den ersten Blick scheint die Altersarmut kein zentrales Problem zu sein: Nur jeder zwanzigste Berliner ab 65 ist armutsgefährdet. Laut Kinderschutzbund ist dagegen jedes dritte Berliner Kind von Armut bedroht. Doch bei den älteren Frauen, in bestimmten Stadtteilen und unter den Migranten ist das Armutsrisiko ungleich höher als im Durchschnitt. So sind sechs von zehn Grundsicherungsempfängern ab 65 weiblich. Grundsicherung im Alter wird ausgezahlt, wenn keine Rentenansprüche bestehen oder die Rente zum Leben nicht ausreicht. Bis zu 364 Euro Regelbedarf zahlt das Sozialamt dann pro Monat.
Auch bei den armutsgefährdeten Migranten ab 65 sind vor allem Frauen betroffen. Insgesamt ist der Anteil der armen Rentner in Stadtteilen wie Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln besonders hoch.
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Zahl armutsgefährdeter Menschen in Zukunft noch zunehmen werde. Denn mit dem Anstieg derer, die schon jetzt weniger als 900 Euro im Monat verdienen, steige auch die Zahl der künftigen Grundsicherungsempfänger. Derzeit leben mit 365.000 Berlinern rund ein Fünftel der Erwerbstätigen in solch prekären Beschäftigungsverhältnissen. 110.000 von ihnen müssen ihren geringen Verdienst mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken.
Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) forderte angesichts der Ergebnisse die Einführung eines branchenübergreifenden Mindestlohns und die Abschaffung der Förderung von Mini- und Midijobs. Beides kann nur auf Bundesebene umgesetzt werden. Für Berlin forderte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) die Verbesserung des Zugangs zu sozialen Einrichtungen in den Quartieren sowie medizinische Versorgung, um den Teufelskreis von Altersarmut, Einsamkeit und Krankheit zu durchbrechen. MAH
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