■ Scheibengericht: Ronald Brautigam: Mozart, Variation Works for Piano
Hier paßt alles zusammen: der stumpfnasige Echtklang des historischen Hammerklaviers (nachgebaut) und die Redlichkeit des Pianisten, der außer seiner beachtlichen Fingerfertigkeit nichts weiter dazu tut: kein falscher Zopf. Keine Schminke, keine doppelten Wimpern zum Klimpern. Überhaupt keine Kosmetik, um der angeblich so simplen Musik ein bißchen auf die Beine zu helfen. Mozarts Klaviervariationen sind ja nicht so babyleicht, wie sie klingen – weshalb ihnen oft ärgerlicherweise zuviel romantischer Wind unter die Flügel geblasen wird. Brautigam tritt nicht auf's Pedal, er pumpt sich nicht auf zu übertrieben langen Pausen, er spielt nur die Noten pur. Und siehe da: je öfter man ihm zuhört, desto schöner und wahrer werden sie. Zum Beispiel: die acht Variationen F-Dur über „Ein Weib ist das herrlichste Ding“. Jawohl, genau so ist es. Oder die nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern jederzeit willkommenen zwölf Variationen C-Dur über das französische Chanson „Ah, vous dirai-je, maman“. In Deutschland denken die Zuhörer dabei dummerweise nur: „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Mozart und die Franzosen dagegen dachten sich ganz etwas anderes zu dieser Melodie, zum Beispiel: „Kann man leben ohne einen Liebhaber?“ Brautigam, wie gesagt, spielt Mozart.Globe GLO 5087
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