■ Scheibengericht: Duo Crommelynck: French Masterpieces for piano four hands
Er spielt oben Klavier, sie spielt unten. Das hat nichts mit Unterordnung zu tun, im Gegenteil: Wer unten spielt, gibt traditionell Takt und (Grund-) Ton an. Davon abgesehen liegt ja die hohe Kunst des Vierhändigspielens eben darin, daß es sich so anhören soll, als gäbe es weder ein Oben noch ein Unten. Als wären da keine zwei Seelen, ach! Sondern nur eine einzige (die dafür aber besonders schön und mit zwanzig Rosenfingern). Keine Wolke am Himmel, auf der Erde kein Streit. Man muß also einigermaßen intim miteinander sein, will man es auf Dauer am Klavier nebeneinander aushalten. Nicht umsonst finden sich bevorzugt Geschwister, Ehe- und Liebesleute zum Klavierduo zusammen (und trennen sich alsbald wieder).
Die Crommelyncks sind schon seit Jahren perfekt aufeinander eingespielt. Ihren Brahms legen sie hin wie ein Mann, ihren Dvořák wie eine Frau. Und füllen bei gleichbleibender Güte CD für CD die Lücken im vierhändigen Repertoire. Ihre neueste versammelt französische Miniaturen vom Fin du siècle: bekannte Perlen (wie die Kindersuiten von Bizet, Ravel und Fauré) neben schönen Fundstücken (von Poulenc, Auric, Milhaud und Messager). Je kürzer das Stück, umso deutlicher und wichtiger wirkt die Ausfeilung der Details: der halbe Wimpernschlag Verzögerung, den das traurige Walzerchen von Messager immer wieder braucht, um in die nächste Runde zu kommen; die arhythmischen Akzente, wie nachgetreten mit den Füßen, beim Pas espagnol von Bizet. Fast alle Stücke für Klavier zu vier Händen sind ja irgendwie eine Familienangelegenheit: bis auf's Blut vertraut und persönlich gemeint.laves 50-9214
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