■ Scheibengericht: Balanescu Quartet
Luminitza (Mute/Intercord)
Revolutionen sind nicht lustig. Alexander Balanescu, rumänischstämmiger Gründer jenes Streichquartetts, das bis heute Teil des Orchesters von Michael Nyman (Greenaway-Filmmusiken) ist, weiß das nur zu gut. „Luminitza“, der Nachfolger der hochgelobten Kraftwerk-Adaption „Posessed“, bedeutet auf rumänisch „kleines Licht“ und versucht sich, sehr symbolgeladen, an einer Aufarbeitung der rumänischen Revolution von 1989. „East“, „Democracy“ oder „Revolution“ sind düster-satirisch intendierte Betitelungen von Stücken, die – erstmalig bei Balanescu – Samples und Percussion mit traditioneller rumänischer Folklore und kammermusikalischem Minimalismus verbinden: zwei Welten sozusagen. Da tickt das Uhrwerk der Historie, wenn zuweilen leichtes Stakkato auf den Instrumentenkörper geklopft wird. Balanescus Stimme kommentiert: „Revolution is great ... It makes for such good value television.“ Kein Kommentar. Gefährliche Musik, die man nicht gerade auf einer regennassen Autobahn kennenlernen sollte. Denn (auch politisierte) Seltsamkeit ist immer verbindlich.
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