■ Scheibengericht: Ricky & Mbasalala
Vocal Music from Madagaskar (Wergo SM 1522-2)
Nicht zuletzt durch David Lindley und Henry Kaiser ist Madagaskar für Weltmusikfans nicht mehr gar so weit. Die Insel vor der südostafrikanischen Küste hat eine lange und reiche Musiktradition. Etliche Plattenprojekte haben die madagassische Musik in ihrer ganzen Üppigkeit dokumentiert. Südostasiatische, arabische, afrikanische und europäische Traditionen gehen ineinander über. Ein besonderer Zauber geht von den wundervollen Harmonien der unbegleiteten Vokalmusik aus, die für unsere Ohren vertraut und fremdartig zugleich klingt, weil sich darin der Gesangsstil der Einheimischen mit den Intervallen der Kirchenhymnen der Missionsschulen mischen. Zwei Musiker des Ensembles von Ricky & Mbasalala sind durch derartige Erziehungseinrichtungen gegangen. Sie gehören dem Stamm der Antandroy an – der „Menschen aus dem Dornenland“ –, die in der ausgedörrten Steppe im Süden des Landes daheim sind. Ihre Kultur sieht in der Musik eine magische Kraft, die Einfluß auf Körper und Seele hat. Klänge können Menschen in Trance versetzen und dadurch von Krankheiten heilen.
Ein eigenartig rhythmisches Schnaufen dient zur Begleitung der einschmeichelnden Melodien. Wie es heißt, ahmt es das rauhe Atmen der Rinder nach, die als eine Art „Lebensversicherung“ für die Familien in der Wildnis von existentieller Bedeutung sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen