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■ ScheibengerichtSufi Soul / Pakistan Soul Musik

Echos of Paradis (Network/ Zweitausendundeins 26.982

(Wergo Weltmusik SM 1529-2)

Ob das grobe Wollgewand (Wolle = arabisch Suf) ihnen wirklich den Namen gab, bleibt ungeklärt. Die Sufis waren muslimische Fromme, die den Koran nach dem Buchstaben lebten: beten, fasten, wenig schlafen. Sie waren das islamische Gegenstück der europäischen Mönchsorden, nur daß sie nicht in Enklaven lebten, sondern unter den Menschen. Trotzdem hatten sie „diese Welt verlassen“, wie es ein Theoretiker des 10. Jahrhunderts ausdrückte. Durch ekstatische Praktiken begaben sie sich in mystische Zustände, um sich mit dem Göttlichen zu vereinen.

Dabei spielte Musik eine wichtige Rolle. Mit der Verbreitung des Sufismus über die halbe Welt entwickelten sich verschiedene Traditionen, die der Musik unterschiedliche Aufgaben im religiösen Zeremoniell übertrugen. Deshalb gibt es keine einheitliche Weise, wie Sufis Musik machen, wohl aber eine einheitliche Art, wie sie Musik hören. Nie geht es um Unterhaltung oder Vergnügen, sondern um eine Berührung mit dem Spirituellen. In der Sufi-Musik des türkisch- arabischen Raums wird die Schilfrohrflöte Ney zum „Atem Gottes“, während sich die Qawwali-Sänger aus Pakistan in „Gottes Mund“ verwandeln, um mit ihrem Gesang den Zuhörern die heiligen Verse nahezubringen.

Ob Versenkung oder Ekstase – beides hat Entäußerung zum Ziel. Peter Pannke, polyglotter Spezialist für orientalische Klänge, hat unter dem Titel „Echos of Paradis“ eine vorzügliche Dokumentation der größten Sufi-Musikmeister aus einem Dutzend Länder zusammengestellt, während die CD „Pakistan Soul Music“ einen konzentrierten Blick auf das Sufiland par excellence wirft. Beide Veröffentlichungen vermitteln eine Ahnung vom Klang, der entsteht, wenn sich die Tür zum Paradies öffnet.

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