■ Scheibengericht: A.R. Rahman
Vande Mataram (Sony)
In Indien ist Filmmusik der dominierende Popstil, ungebrochen. A.R. Rahman gilt als der führende Komponist einer neuen Generation, als König des indischen Pop. Sechs Jahre lang komponierte er Werbe-Jingles, bevor ihm 1992 seine erste Filmmusik gleich den National Film Award einbrachte. Seitdem verkauften sich seine Soundtracks für Bollywood- Blockbuster 40 Millionen Male auf dem Subkontinent. „Vande Mataram“ (Sanskrit für „Ich grüße mein Vaterland“), den „künftigen Generationen Indiens“ gewidmet, ist erstmals kein Auftragswerk für die Filmindustrie, sondern ein Konzeptalbum, auf dem Rahman auch erstmals selbst singt. Die sieben Stücke symbolisieren die Farben der Nationalflagge, erinnern an Mahatma Gandhi und stehen für Werte wie „Frieden“ und „Harmonie“. Mit Synthi-Bombast und patriotischem Pathos feiert der zum Islam konvertierte Keyboarder den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit der Nation, läßt in „Gurus of Peace“ Kinderchöre auf den pakistanischen Qawwaligesang des verstorbenen Nusrat Fateh Ali Khan treffen – nicht nur India Today war begeistert. Im Gesamteindruck etwas steril, wie am Reißbrett entworfen, aber nicht ohne Reiz ist das Zusammenspiel von karnatischer Tradition mit globalem Popstandard. „Vande Mataram“, seit Dezember als erstes Album eines indischen Künstlers in 27 Ländern veröffentlicht, vermittelt einen Eindruck vom State of the Art indischen Popschaffens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen