■ Scheibengericht: Edson Cordeiro
Clubbing (Sony/Epic)
Erfolg durch Anpassung an in Europa gültige Formeln – was für den brasilianischen Fußball der Neunziger gilt, läßt sich auch über Teile der aktuellen brasilianischen Musik sagen. Doch es bleibt immer ein Rest an Unverwechselbarkeit. So ist es auch bestellt um Edson Cordeiros viertes Album „Clubbing“ wie um den Zweitling der Sängerin Daúde – beide bauen, für brasilianische Verhältnisse ungewohnt, auf einen dezidiert elektronischen Sound. Es sind die bislang überzeugendsten Versuche, südamerikanische Eleganz in ein zeitgemäß cooles Club-Outfit zu packen.
Während Daúde schon auf ihrem Debüt mit Club-Klängen liebäugelte, ist es, was Edson Cordeiro betrifft, eine Neuorientierung; ein radikaler Einschnitt, versinnbildlicht in der Trennung von der einst schulterlangen Mähne. Beide vertrauen stark auf Fremdkompositionen brasilianischer (wunderbar: ihre Interpretation von Gilbero Gils „Vamos Fugir“, im Duett mit Djavan) wie sonstwie tropischer Bauart (sie: „Pata Pata“, er: „Oye Como Va“). Darüber hinaus bedient sich Edson Cordeiro bei Joplin, Bowie/Pop und Leo Sayer.
Dem exaltierten Stimmwunder aus São Paulo gelingt es, selbst einem x-beliebigen Kitsch-Cover wie der Disco-Hymne „You make me feel like dancing“ einen exzentrischen Touch zu geben. Und bei „Ave Maria“ ist der im Kirchenchor geschulte Sänger ohnehin ganz in seinem Element. Diese Adaption hat ihm zu Hause Krach mit der katholischen Kirche eingebracht. Aber Gott wird sicherlich verzeihen, denn der ist bekanntlich Brasilianer.
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