: Schabowskis Prokrustesbett
■ Ex-Politbüromitglied lernt hemmungslos aus der Geschichte
Berlin (afp) — In der ehemaligen DRR gab es nach Ansicht des ehemaligen SED-Politbüromitglieds Günter Schabowski nichts, was eine Übernahme in die neue Bundesrepublik verdiente. „Bis auf den grünen Pfeil ist da nicht viel, was wir besser gemacht hätten als die Bundesrepublik“, schrieb Schabowski in einem Beitrag für den Berliner 'Kurier am Sonntag‘. „Also besteht objektiv kein Übernahmebedarf für die andere Seite, den Kapitalismus.“
„Es bringt niemandem etwas, rückblickend das zu verklären, was überwunden werden mußte, weil es im Grunde nicht verbesserungsfähig war“, schrieb Schabowski. „Leben und Sterben in der DDR hätte seinen Sinn als Abschreckung für alle, die es nicht lassen können, die Menschheit in das Prokrustesbett ihres unersättlichen Ideals zu zwingen. Leidtragend ist stets der Mensch, der einzelne, der an Haupt und Gliedern zurechtgestutzt wird.“ Schabowski war bis zur Wende SED-Bezirkschef von Berlin.
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