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Saufen unter JugendlichenSenat will Teenies trockenlegen

Eine neue Kampagne soll Erwachsenen das Jugendschutzgesetz nahe bringen. So will die Gesundheitssenatorin verhindern, dass Jugendliche an Alkohol kommen,

Auch Erwachsene sollen wissen: Harter Alk erst ab 18 Bild: AP

In den vergangenen Wochen verging kaum ein Tag ohne eine Meldung über volltrunkene Minderjährige, die von der Polizei bei den Eltern oder im Krankenhaus abgeliefert wurden. Die Fachstelle für Suchtprävention des Landes will daher für bessere Aufklärung im Umgang mit Alkohol sorgen. Unter dem Motto "Jugendschutz! Das geht uns alle an!" startet sie mit der Senatsverwaltung für Gesundheit eine Kampagne gegen Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen.

Eine halbe Million Postkarten und mehr als 50.000 Aufkleber hat sie in in deutscher, türkischer und russischer Sprache drucken lassen. Sie sollen in Tankstellen, Supermärkten und Gaststätten ausgelegt werden, um Kunden über die Richtlinien des Jugendschutzes zu informieren. Aufgelistet sind nicht nur die gesetzlichen Regelungen zu Verkauf und Konsum von Alkohol, sondern auch zu Tabakwaren, Medien und Discobesuchen.

"Viele Erwachsene wissen nicht genug über das Jugendschutzgesetz oder ignorieren es sogar bewusst", sagte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) am Mittwoch. Daher müsse Aufklärungsarbeit nicht nur unter Jugendlichen, sondern auch unter Erwachsenen geleistet werden. "Jede Flasche Alkohol, die Jugendliche trinken, geht durch die Hände von Erwachsenen", so Lompscher weiter. Es sei nötig, eine "Kultur der Verantwortung" aufzubauen.

Dies erreiche man aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen, ergänzte die Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention, Kerstin Jüngling. Es sei daher umso erfreulicher, dass sich viele Verbände an der Kampagne beteiligten - unter anderem der Hotel- und Gaststättenverband, der Bundesverband des Türkischen Groß- und Einzelhandels sowie der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening.

Laut der Krankenhausstatistik 2005 ist die Zahl von akuten Alkoholvergiftungen bei 10- bis 20-Jährigen erheblich gestiegen. Waren es 2004 noch 195 Fälle, wurden im Jahr 2005 bereits 274 Fälle vermeldet. "Dabei muss beachtet werden, dass es sich bei den Zahlen nur um die ganz harten Fälle handelt, also um Jugendliche, die länger als einen Tag im Krankenhaus behandelt wurden", erläuterte Kerstin Jüngling. Nicht mit eingerechnet seien die volltrunkenen Jugendlichen, die man tagtäglich auf der Straße antreffen könne. Als besorgniserregend stufte Jüngling zudem das sehr junge Einstiegsalter ein. Laut einer Studie sei der Anteil jener Elfjährigen, die schon einmal volltrunken waren, von 1 Prozent im Jahr 2002 auf 3,1 Prozent im Jahr 2006 gestiegen. Zugleich habe aber auch die Zahl jener Jugendlichen zugenommen, die sich nach eigener Aussage noch nie betrunken hätten.

Als überraschend erweist sich bei der Krankenhausstatistik die Unterscheidung nach Bezirken. Die meisten Jugendlichen, die im Vollrausch ins Krankenhaus gebracht werden mussten, kommen danach aus den tendenziell reicheren Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg. "Der Alkoholmissbrauch hat nichts mit dem sozialen Status zu tun", so Lompscher.

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