Sauerland-Gruppe: Bis zu 13 Jahre Haft gefordert
Für die Mitglieder der "Sauerland-Gruppe" hat die Bundesanwaltschaft hohe Haftstrafen gefordert. Den verhinderten Attentätern drohen Haftstrafen von 5,5 bis 13 Jahre.
DÜSSELDORF taz | Im Prozess gegen die "Sauerland-Gruppe" hat die Bundesanwaltschaft hohe Gefängnisstrafen für die vier Angeklagten gefordert. Zum Abschluss ihres zweitägigen Plädoyers beantragte Chefankläger Volker Brinkmann gestern für Daniel Schneider 13 Jahre, für Fritz Gelowicz 12,5 Jahre und für Adem Yilmaz 11,5 Jahre Haft. Attila Selek soll nach Meinung der Anklage für 5,5 Jahre hinter Gitter.
Die Bundesanwaltschaft wirft Gelowicz, Schneider und Yilmaz vor, sich der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung, der Verabredung und der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens sowie der Verabredung zum vielfachen Mord schuldig gemacht zu haben. Selek sei der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung und der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens überführt. Zuerst hatte die Bundesanwaltschaft dem Quartett auch noch die Mitgliedschaft in einer inländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. So wie der Vorwurf der Schleusung von Nachwuchsislamisten in die Ausbildungslager der Islamischen Jihad Union (IJU) im pakistanischen Waziristan wurde dies aber aus Gründen der "Verfahrensökonomie" fallen gelassen.
In dem seit rund zehn Monaten dauernden Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf hatten die vier Männer im Alter zwischen 24 und 31 Jahren gestanden, im Auftrag der IJU mehrere Autobombenanschläge in Deutschland geplant zu haben. Ziele seien der US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein, Flughäfen sowie Kneipen und Diskotheken gewesen. Nach Überzeugung der Anklage hätten "religiöse Verblendung" und "unbändiger Hass" sie dazu gebracht, einen hierzulande einzigartigen "Massenmord" verüben zu wollen. "Schwer verletzte Menschen mit abgerissenen Gliedmaßen waren Teil des Kalküls", sagte Bundesanwalt Brinkmann. "Das Ausmaß der Menschenverachtung und Gefühllosigkeit ist abgrundtief." Dabei war nach seiner Ansicht Gelowicz der Anführer der Gruppe, der "Motor des Geschehens". Zusammen mit Schneider und Yilmaz war er im September 2007 in einem Ferienhaus im sauerländischen Medebach-Oberschledorn festgenommen worden. Selek wurde zwei Monate später in Anatolien gefasst.
Da Schneider bei seiner Festnahme einem Beamten die Dienstwaffe entrissen und daraus einen Schuss abgefeuert haben soll, wird ihm auch noch versuchter Polizistenmord zur Last gelegt. Am vergangenen Dienstag hatte der heute 24-Jährige erstmalig eingeräumt, er hätte den Tod des Beamten billigend in Kauf genommen. Das Gerangel hätte durchaus "einen tödlichen Ausgang nehmen können", sagte er. "Herr Schneider, Sie wollten den Beamten über den Haufen schießen", hielt ihm Brinkmann gestern vor. Die Urteilsverkündung ist auf den 4. März terminiert. PASCAL BEUCKER
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