■ Mit der Computerhygiene auf du und du: Sauber ohne Seife
So, die guten Vorsätze fürs neue Jahr sind gefaßt. Cholesterinspiegel, Leber, Lunge und Freunde – alles wird ab sofort richtig gut behandelt, ja? Möglicherweise sollten Sie auch noch mal Ihre hygienischen Grundmuster überdenken. Nicht nur „vor dem Essen, nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen“. Nein, auch den Computer regelmäßig pflegen, denn: Die Schlamperei mit der Software kann teurer werden als der neue Zahnersatz.
Wie schnell das geht, wurde auf dem 10. Chaos Computer Congress (siehe Seite 11) in Hamburg gezeigt. Da saß der „Datenkünstler“ (Eigenbezeichnung) Josen von Caron im Raum Dial 666 for vaxorcist und flippte durch das Programm „Microsoft Money“. Eine prima Sache eigentlich, sagte er, ganz praktisch zur Abwicklung der Buchhaltung und der Finanzen. Bloß, wenn er im Handbuch liest: „Sicherheit wird großgeschrieben“, da muß der Achtundzwanzigjährige doch heftig lachen.
Wenn der User nämlich über Datex-J (vormals BTX) seine Überweisungen von zu Hause aus macht, wird's kritisch. Dann muß er Zulassungsberechtigung und Geheimnummer fürs Datex-J, Kontonummer und Geheimzahl bei seiner Bank eingeben, und damit's künftig zügig geht, wird alles auf der Festplatte gespeichert. Und dort ordentlich verschlüsselt, wie Microsoft verspricht. In Wirklichkeit, sagte Caron, ist es gemacht „wie früher bei uns Kindern“. Gut eine Stunde hat er gebraucht, um die verschlüsselten Daten im Klartext zu haben.
Nun könnte er nach Herzenslust auf dem betreffenden Konto rumfummeln, Kontoauszüge angucken, Konto sperren, PIN-Nummer ändern et cetera. Und wenn der User die Freundlichkeit hatte, dem Computer seine TAN-Nummern (Transaktionsnummer) anzuvertrauen, räumt der Dieb in Ruhe das Konto leer: Erst mal auf sein Konto in die Schweiz, dann einmal rund um die Welt geschickt – und schon ist es gewaschen.
Etwa fünf Prozent der Wachzeit verwendet jeder Mensch statistisch zur persönlichen Pflege, deshalb ein paar Tips zur Computerhygiene 94: Wer sichergehen will, benutzt jede TAN-Nummer nur aktuell – danach ist sie unbrauchbar; Geheimzahlen nur aktuell eingeben, nicht auf die Festplatte packen; bevor der Computer in die Reparatur geht, alle persönlichen Daten löschen; die beliebten Raubkopien bergen die Gefahr eines Virus – jede Transaktion über Datex-J kann die Geheimdaten unbemerkt an einen Bösewicht übermitteln! Und nicht vergessen: Softwareproduzenten anpflaumen!
PS: Hübsche Sinnsprüche („Vor dem Essen...“) zur PC- Hygiene nimmt die Redaktion gern entgegen. -thöm-
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