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Sascha Anderson als MfS-Spitzel enttarnt

■ Unter seinen Decknamen »David Menzer«, »Fritz Müller« und »Peters« tauchen detaillierte Berichte auf

Berlin. Der Ostberliner Schriftsteller Sascha Anderson ist nach einem Bericht des SFB-Fernsehmagazins Kontraste jetzt eindeutig der Mitarbeit für den früheren DDR- Geheimdienst überführt. Die Einsichtnahme in die Stasi-Akten ehemaliger DDR-Bürgerrechtler habe die Spitzeltätigkeit bestätigt. Der Fall Anderson hatte in den letzten Wochen heftige Kontroversen ausgelöst, da nur einige Hinweise für eine Stasi-Mitarbeit Andersons vorlagen und in diesem Zusammenhang die Glaubwürdigkeit der Stasi-Akten-Behörde in Frage gestellt wurde.

Vor allem in dem Dossier des Autors Lutz Rathenow hätten sich zahlreiche detaillierte Berichte gefunden, die eine eindeutige Identifikation Andersons als »David Menzer«, »Fritz Müller« und »Peters« ergeben hätten. Unter diesen Decknamen habe Anderson gezielt Informationen geliefert, die Grundlage zur Kriminalisierung der bespitzelten Personen gewesen seien. Aus den Berichten gehe hervor, daß der Schriftsteller zahlreiche Empfänge der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin ausspioniert und sogar seine engsten Freunde denunziert habe. Anderson sei von der Stasi in sogenannte »Operative Kombinationen« eingebettet worden. Dabei sei es um gezielte kriminelle Aktionen des Geheimdienstes gegangen.

Laut Kontraste haben die Recherchen in den Akten zur Enttarnung eines weiteren Lyrikers der Schriftstellerszene vom Prenzlauer Berg geführt. Dieser »Inoffizielle Mitarbeiter« habe Andersons Rolle nach dessen Übersiedlung in den Westen eingenommen. Einen Namen nennt Kontraste nicht. ap

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