: Sarajevo stoppt Evakuierung
■ Konflikt zwischen bosnischer Regierung und UNO
Sarajevo/Zagreb (dpa) – Die bosnische Führung hat gestern als Reaktion auf die Entführung zweier Regierungsbediensteter aus einem UNO-Fahrzeug die Evakuierung serbischer Zivilisten gestoppt. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks sollte die Aktion erst nach der Freilassung der beiden Entführten fortgesetzt werden. Die beiden Männer, die den bosnischen Erzbischof Vinko Puljić unter dem Schutz der UNO begleitet hatten, waren am Vortag an einer Straßensperre von serbischen Soldaten gewaltsam aus einem Schützenpanzer französischer UNO-Soldaten entführt worden.
Erst am Vortag war eine großangelegte Evakuierung serbischer Zivilisten aus der belagerten bosnischen Hauptstadt nach Belgrad angelaufen. Von den ursprünglich zur Evakuierung vorgesehenen rund 625 Serben hatten bis zum Stopp der Aktion am Dienstag erst knapp 250 Frauen und Kinder die Stadt verlassen. Zuletzt hatten die bosnischen Behörden eine ähnliche Evakuierungsaktion im Januar dieses Jahres gestattet.
Die bosnische Führung in Sarajevo hat am Morgen die Friedenstruppen der UNO für die Entführung der beiden Leibwächter des Erzbischofs direkt verantwortlich gemacht. Der Zwischenfall war nach Meinung von Beobachtern auch Thema von Gesprächen des Sonderbeauftragten der UNO, Thorvald Stoltenberg, der am Vormittag nach Sarajevo zu Sondierungsgesprächen mit der bosnischen Führung über eine eventuelle Wiederaufnahme der Friedensgespräche gekommen war.
Der bosnische Rundfunk erinnerte daran, daß französische Blauhelme schon im Januar bei einem ähnlichen Zwischenfall machtlos zugesehen hatten.
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