Sansssouci: Vorschlag
■ Stella Rambisai Chiweshe: Mbira-Musik aus Zimbabwe
Erklären läßt sich kaum, was bei dieser Musik geschieht. Was Mbira ist, läßt sich höchstens technisch beschreiben. Plattgeschlagene, auf ein Brett gespannte Nägel, „Nägeltasten“, werden mit Daumen und Zeigefinger angeschlagen – ein Daumenklavier. Aber dahinter verbirgt sich ein Instrument, auf dem – wie man sagt – magische Musik gespielt wird. Es werden so viele Töne so schnell angeschlagen, daß sie sich den Zuhörern in den Köpfen zu drehen scheinen. Musikethnologen sprechen von „psychoakustischen Hörmechanismen“, die dadurch in Gang gesetzt würden. Ein guter Mbira-Spieler versetzt sich und andere dabei in Meditation, in Trance und Besessenheit.
Als Zimbabwe noch Rhodesien hieß, war das Mbira-Spielen verboten. 15 Jahre lang spielte Stella Chisweshe illegal Mbira. Aber sie widersetzte sich nicht nur den Gesetzen der britischen Kolonialmacht, sondern auch den traditionellen Denkweisen der Shonakultur – denn die Mbira-Kunst ist von alters her den Männern vorbehalten. Heute wird Stella Chisweshe als die „Große Mutter der traditionellen Musik“ verehrt. Aber Musikerinnen haben es immer noch schwer in Zimbabwe. Stella hat deshalb eine Selbsthilfe-Organisation für sie gegründet: „Mother Earth“. Für den Herbst plant Stella einen Workshop mit Musikerinnen aus der ganzen Welt in Zimbabwe – aber noch fehlen die Gelder.
In Deutschland ist Stella mit ihrer Band „Earthquake“ bekannt geworden, mit einer Mischung aus traditioneller Musik und Pop-Arrangements. Seit 1983 kommt Stella immer wieder nach Berlin, diesmal aber allein und nicht mehr ins Tempodrom oder ins Quasimodo, sondern zu den „Hans Wurst Nachfahren“. Ein Solokonzert mit Mbira-Musik in einem Puppentheater? So ist es angekündigt, aber so ganz solo ist es doch nicht. Als special guest tritt Sabah Habas Mustapha von den Three Mustapha Three auf. Die „Hans Wurst Nachfahren“ bieten, was bei diesem Solo zu zweit ohne laute Band unabkömmlich ist: eine intime, konzentrierte Atmosphäre. „Wenn Mbira gespielt wird und wir ihm zuhören“, sagt Stella, „dann bringt es die Geister zu uns. Es ist dazu da, um zu heilen.“ Alexandra Schwerin v. Krosigk
Heute und morgen, 20 Uhr, Hans Wurst Nachfahren, Gleditschstraße 5, Eingang Winterfeldtplatz, Schöneberg.
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