Sanssouci: Vorschlag
■ Uwe Ochsenknecht singt im Metropol
Singende Schauspieler sind wahrlich eine Geißel der Menschheit. Da gehen nur noch schauspielernde Sänger drüber. Ausnahmen bestätigen auch hier wie überall die Regel. Uwe Ochsenknecht fühlte sich wahrscheinlich genötigt, auch Musik zu machen, weil sein Widerpart aus »Männer«, Heiner Lauterbach, mit Sabine von Maydell zusammen den uralten Bett-Schleicher »Je t'aime« von Serge Gainsbourg und Jane Birkin auf deutsch grandios verunstaltete (Übrigens inzwischen schon fast eine gesuchte Rarität und sicherstes Mittel, eine verschlafene Party auf Vordermann zu bringen: »Wie ein Schwan komm' ich über dich/ Wie eine Brandung, wie Gischt bin ich in dir«). In seiner Promotion-Vita wird zwar nun behauptet, daß der gute Uwe schon immer Musik gemacht habe, aber Details werden dann doch gnädigerweise erspart.
Vorher hatte ich ja eher ein besseres Bild von Ochsenknecht. Auch wenn er nicht gerade mein Traummann war, stellte er doch im neuesten deutschen Film — gerade im Gegensatz zu Lauterbach — eines der kleineren Übel dar. Doch was tut er dann? Packt eine ganze Schubkarre mit abgefuckten Studiomuckern voll und läßt die durchschnittlichen Ekelrock abziehen. Verantwortlich dafür ist natürlich nicht zuletzt Curt Cress, seines Zeichens Produzent und Trommler des Debüts »Ochsenknecht« und schon immer dabei, wenn es darum ging, möglichst überflüssige Musik zu produzieren. Uwe versucht dazu den Soul-Crooner oder Rock-Shouter zu mimen, wo es doch schon Tausende von solchen Platten gibt, die auch nicht besser und genauso überflüssig sind. Wenn Uwe nicht wirklich auf der Vorderseite abgebildet wäre, könnte man auch denken, daß Jon Bon Jovi nun endgültig von allen guten Geistern verlassen worden ist.
Den Göttern sei's gepfiffen und getrommelt, singt Uwe wenigstens auf englisch, damit bleibt uns immerhin die semantische Ebene des gemeingefährlichen Grauens erspart. Aber leider nicht vollständig, hin und wieder drängen sich einzelne Zeilen in ihrer ganzen Widerwärtigkeit in die Gehörgänge: »I'm gonna make it cross my heart/ I will live forever like a shooting star«. Dem Mann geht's wirklich schlecht, er befindet sich in einer Welt, wo Tränen grausam sind, die Gefühle wie Feuer brennen, Männer mit einem gebrochenen Herzen am besten fahren — und was es sonst noch so gibt an viel zu lange abgehangenem Dummbatzenstoff. Auf dem Cover ist der Kopf von Uwe Ochsenknecht oben ein Stückchen abgeschnitten. Genau der Teil hat ihm wohl auch gefehlt, als er die Musik in Angriff nahm. Thomas Winkler
Heute um 20 Uhr im Metropol, Nollendorfplatz, Schöneberg
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