Sanssouci: Vorschlag
■ Sirone's Unity im Rabu
Seit zwei Jahren lebt der Bassist, Posaunist und Komponist Sirone vorwiegend in Berlin, seine New Yorker Wohnung sucht er nur noch selten auf. »Jazz ist underdog in den U.S.«, meint er, »selbst die namhaftesten und anerkanntesten Musiker können dort derzeit kaum noch auftreten, eine Entwicklung, die zwar schon seit Ende der siebziger Jahre anhält, aber von Jahr zu Jahr eskaliert.« Bevor Sirone 1965 sein New Yorker Debüt als Bassist bei John Coltrane gab, hatte er schon — von seiner Heimatstadt Atlanta aus — mit allen Größen der damaligen Rhythm'n'Blues- Szene gespielt, von Sam Cooke bis Smokey Robinson und als musikalischer Direktor bei Jerry Butler. In den Siebzigern zählte er zu den innovativen Musikerpersönlichkeiten der New Yorker Szene, machte Platten mit George Adams, James Blood Ulmer, LeRoi Jenkins, Jerome Cooper oder Charles Gayle, um nur einige zu nennen. Mit vielen arbeitet er heute noch zusammen — wenn es denn Auftrittsmöglichkeiten gibt. Stets spürbar ist auch der Einfluß von Miles Davis, John Coltrane, Archie Shepp, Art Blakey oder des Modern Jazz Quartetts, den einstigen Institutionen des zeitgenössischen Jazz.
Auch nach seinem 52. Geburtstag in der vergangenen Woche geht das Pläneschmieden und Projektemachen für Sirone weiter. Nach ausgedehnter Suche und intensiver Probenarbeit hat er ein ständiges Trio mit den jungen Berliner Musikern Jan Seeliger (dr) und René Schönherr (sax) begründet, das sich ab heute in zunächst vier Konzerten vorstellen wird. Der Gruppenname »Unity« ist programmatisch: Es geht uns um die Entwicklung und Erweiterung der Tradition. »Wir werden sowohl Stücke von Duke Ellington, Thelonious Monk und John Coltrane — unser Tribut an die Masters unserer Musik als auch eigene Kompositionen spielen«, betont Sirone. »In diesem Konzept treffen meine musikalischen Erfahrungen auf die Klangvorstellungen der jungen deutschen Musiker.« Kultureller Austausch ist ja bekanntlich die Essenz des Jazz, er hat diese Musik immer wieder neu, unerwartet und spannend gemacht.
Kein Zweifel, für Sirone bedeutet Jazz Lebenshaltung. »Du hörst eine Klingel in meiner Musik und findest das komisch? Ja, das ist komisch, ganz so wie im Leben.« Miles Davis sagte anläßlich seiner Filmmusikaufnahmen zu Louis Malles »Fahrstuhl zum Schafott«: »Bleib cool, Louis. Wir haben verdammt genau die Stimmung von Paris getroffen.« Wie klingt Berlin, Sirone? Christian Broecking
Sirone's Unity am 9./10./23. und 24.10. im »Rabu«, Scharnweberstr. 67, 1035 Berlin, 21 Uhr (präsentiert von »Jazzkeller« e.V.)
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