Sanssouci: Vorschlag
■ Tim Hodgkinsons „The Work“ im Knaack-Club
Legenden sind so hartnäckig wie Fettflecke, im Grunde nie wieder vollständig zu eliminieren. Henry Cow ist so eine Legende, die Band gilt auch noch 15 Jahre nach ihrer Auflösung als politisch integer und musikalisch wegweisend. Die MusikerInnen von Henry Cow hatten in den Siebzigern stilistische Grenzen gesprengt und auf dem immer monopolistischer werdenden Musikmarkt die Unabhängigkeit geprobt. In nostalgischen Momenten siegt dann die Neugier: Was ist aus den Neuerern geworden? Sitzen sie fest im gutdotierten Labelsattel – oder im Schaukelstuhl, während ihr Instrument im Keller vor sich hinschimmelt?
Tim Hodgkinson, Gitarrist, Sänger, Saxophonist und Keyboarder, ist einer von Henry Cow. Zusammen mit Rick Wilson, Bill Gilonis und Mick Hobbs hat er 1980 die Band „The Work“ gegründet, die mit ihren schroffen, aber dennoch tanzbaren Live- Auftritten das Publikum erst einmal vor den Kopf stieß – Rockmusik zur Unzeit; als die Meute anfing, sich an die abrupten Taktwechsel und anspruchsvollen Texte zu gewöhnen, lösten sich die Vier in ihre Bestandteile auf. 1989 traten die Urmitglieder wieder auf den Plan und spielten eine LP ein. „Rubber Cage“ bewies nachhaltig, daß hier kein Revival stattfand, sondern neue musikalische Impulse zur Reunion geführt hatten. Drei Jahre und – in wenigen Wochen – eine CD später, sind sie immer noch vereint, machen ihre spezielle Sorte kantiger Rocksongs, bei der ab und an die Sicherung durchbrennt. Tim Hodgkinson, der mit den Beinen den Boden nicht zu berühren scheint und um seine Hawaiigitarre herumsummt; Rick Wilson, der sein Schlagzeug wie ein Melodieinstrument zu spielen weiß; der Klarinette blasende Bassist Bill Gilonis und Gitarrist Mick Hobbs, der mittels derben Umgangs mit einem uralten Röhrenverstärker die nötigen Effekte auf seiner Klampfe erzeugt. Anna-Bianca Krause
Heute um 22.30 Uhr im Knaack-Club, Greifswalder Straße 224
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