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SanssouciVorschlag

■ „Sugar“ spielen im Loft

Man könnte einige Seiten dieser Zeitung füllen mit Geschichten von und über Bob Mould, was er gemacht hat, wie wichtig er und Hüsker Dü in den 80ern waren, welche Auswirkungen sie noch heute auf die Rockmusik in der ganzen Welt haben. Aber Mould ist nicht mehr Solo-Artist, seine neue Band heißt Sugar, und er legt Wert auf die Feststellung, daß Sugar nicht nur „Mould+2“, sondern tatsächlich eine Band ist.

Folgt man aber der Entstehungsgeschichte von Sugar, bleibt man dann doch wieder nur bei Mould hängen. Der verspürte nach seinen beiden Solo-Platten den Drang, wieder eine Kapelle aufzumachen, und schickte Demo-Tapes seiner letzten Songs an zwei befreundete Musiker. Als diese sich bereit erklärten, mit ihm zusammen ins Studio zu gehen, war Sugar geboren. Auf dem Debüt „Copper Blue“ sind sämtliche Songs von Mould geschrieben, und koproduziert hat er auch noch. Kein einziger Credit für die beiden Mi(e?)tmusikanten.

Trotzdem kehrt der sich selbst gerne als langweilig bezeichnende Mould nicht nur faktisch, sondern auch musikalisch in den Schoß einer Band – soll heißen: eines Arbeitsverbundes, eines Teams – zurück. Die auf den Solo-Werken oft zu sehr ausufernden Reflexionen, die von Selbstkasteiung bis -mitleid reichten, sind hier auf das Maß der Hüsker-Dü-Zeit zurückgefahren. Zwar drehen und drehen sich die Stücke ganz Mould-typisch scheinbar monoton, findet kein klassischer Songaufbau statt, aber dann findet der Song zum Schluß doch noch seinen Refrain und wird knapp zusammengeschnürt. Textlich bleibt es aber bei der selbstbezogenen Grundstimmung seiner letzten Veröffentlichungen. An keiner Stelle finden sich die expliziten politischen Aussagen aus den Hardcore-Zeiten, aber auch in der Reduktion auf den persönlichen Gesichtskreis ist Moulds Lyrik natürlich immer noch von schlichter Schönheit: „I see your face/ I see that look on your face/ Don't you know that/ Space is the place.“

Natürlich beherrscht Moulds Gitarre die Szenerie, aber David Barre am Bass und Schlagzeuger Malcolm Travis schränken Moulds Drang zum ausufernden Kreiseln um sich selbst und sein Riff erfolgreich ein. „Copper Blue“ ist so stringent und prunklos wie die letzten beiden Hüsker-Dü-Platten, aber trotzdem so pathetisch, wie Mould schon immer war, und zugleich so fröhlich und lebensbejahend, wie man ihn noch nie gehört hat. Die paar wenigen Fans, die noch aus den 80ern übriggeblieben sind, werden am ehesten noch bei Sugar eine Ahnung von damals bekommen, denn auch Grant Hart ging solo und mit seiner Band Nova Mob bisher einen anderen Weg. Die penetranten Vergleiche mit seiner Vergangenheit stören Bob Mould nicht weiter: „Sugar ist nicht die erste Band, die man mit Hüsker Dü vergleichen kann.“ Aber vielleicht die, die den glorreichen Drei am nahesten kommt. Thomas Winkler

Heute um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

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