Sanssouci: Vorschlag
■ Architek-Tour in Berlin und Umgebung
Der hierorts vorgeschlagene, notabene annoncierte Gebrauchsgegenstand ist per se von Nutzen. Vom Verlag wird er dennoch mit aufdringlichem Pathos angepriesen. Klappentext vorne und hinten belegen, daß nicht nur Bauwerke in Stein gehauen sind: „Architektur und Genius. Die Menschheit findet sich in einer Schöpfung und selbst als Teil dieser Schöpfung, mit deren Erscheinungen die Gottheit zu ihren Sinnen und ihrer Seele spricht...“. Krampf in und um Berlin Brandenburg. Ein Architekturführer. An Architectural Guide, gleich zweisprachig.
Ansonsten ist der kompakte Führer ein wirklich brauchbares Ding. In kurzen Bemerkungen zu Geschichte und Bebauung unterscheiden die ersten Seiten Mittelalter, Reformation, Aufklärung und Kaiserreich, die zwanziger und dreißiger Jahre sowie die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg; über die Tabellierung wichtiger Jahreszahlen wird ein historischer Überblick gegeben. Sodann teilt sich Berlin und Umgebung in A bis Z mit durchnumerierten Bauten. Unter dieser Buchstaben-Zahlen-Kombination lassen sie sich schließlich im Index finden, wobei sie dort noch einmal rubriziert sind, damit sich Denkmäler und Schlachthöfe auch unterscheiden lassen. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einen Lageplan und einige Anmerkungen zu Orts- und Baugeschichte, danach werden zwei Gebäude in Text und Bild vorgestellt. Löblich der anschließende Adreßverweis auf weitere wichtige Gebäude in der Nähe. Auch die Architekten haben einen Index. Wer sich also eher für einen Architekten als für ein bestimmtes Stadtgebiet oder einen Bautypus interessiert, kann leicht feststellen, wo und was der Favorit gebaut hat. Gustav Peichl etwa ist mit einer Phosphateliminierungsanlage in Tegel vertreten. Das 1982-85 gebaute Klärwerk steht in der Tradition des sachlich-modernistischen Industriebaus, der auch im Dritten Reich keine wesentliche Veränderung erfahren hatte, wie der Müllverladebahnhof in Charlottenburg belegt. Der neusachliche Bau von Paul Baumgarten aus den Jahren 1936/37, der nicht „repräsentativ“ sein mußte, durfte weiterhin die Moderne repräsentieren. Zwei Beispiele von rund 600 aufgelisteten Objekten, die Berlin notwendigerweise in mal mehr, mal minder funkelnde Solitäre zersplittern – und damit viele der anstehenden städtebaulichen Probleme vergessen machen. Brigitte Werneburg
Berlin Brandenburg. Ein Architekturführer. Berlin 1993, 2., überarb. Auflage, Ernst & Sohn, 400 S., brosch., 42 DM.
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