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■ Jugendtheater: "Heißes Eisen", Theaterproduktion Strahl

Wenn sich vier Jugendliche beim gemeinsamen Skiurlaub näherkommen, und zwei der vier sind Mädchen, die beiden anderen Jungen – dann ist die Sache klar, oder? Nicht so bei der Theaterproduktion Strahl und ihrer neuesten Musiktheaterproduktion „Heißes Eisen“. Zunächst scheinen sich die Erwartungen zu erfüllen: Tobias schafft sturmfreie Bude für seine erste gemeinsame Nacht mit Alexandra, und Zimmergenosse Max baggert um die Zuneigung von Kim, die seine Hoffnungen mit einem „Vielleicht“ nährt. Doch das erste Mal von Tobias und Alexandra gestaltet sich als Fiasko, statt Zärtlichkeiten erntet sie ein blaues Auge. Und Kim hat inzwischen eine ganze Mauer von „Vielleichts“ um Max herumgebaut, die dieser sowieso nie hätte einreißen können, denn – Kim interessiert sich nur für Frauen: „Den könnteste mir anschweißen, den würd' ich abrosten lassen.“ Also trösten sich die Geschlechter untereinander.

Mit ihrer Produktion „Volltreffer“, die ebenfalls von Ferry Ettehad in Szene gesetzt wurde, hat die Theaterproduktion Strahl bereits einmal bewiesen, daß sie mit Witz und Charme Jugendliche, ihr Lebensgefühl und ihre Problematik erreichen können. Auf dem Jugendtheatertreffen '93 jedenfalls, wo der „Volltreffer“ für das Rahmenprogramm eingeladen war, konnte das Strahl-Ensemble sein Publikum weitaus mehr begeistern als die großen Häuser mit ihren größtenteils spröden, hochästhetischen Literaturadaptionen. Mit dem „Heißen Eisen“ kann sich die Theaterproduktion Strahl getrost wieder der hochdotierten Konkurrenz stellen. Die Inszenierung baut auf Komik, freche Sprüche und Songs, die vornehmlich aus der genial-trivialen Feder der College of Hearts recycelt wurden, und – ganz wichtig – auf die unbändige Spiellust des vierköpfigen Ensembles (Olaf Drauschke, Beate Fischer, Karin Ruhe, Wolfgang Stüssel). Mühelos gelingt den Schauspielern der Wechsel zwischen burschikosen Dialogen und zarten Liebesbekundungen, zwischen aggressiven Selbstbehauptungen und verborgenen Selbstzweifeln. Eine Aufführung, die die Zuschauer nicht unberührt entläßt. Anja Poschen

Von heute bis 17.12., 10.30 Uhr (heute und morgen auch 19.30 Uhr) im Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Str.141, Neukölln

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