Sanssouci: Vorschlag
■ Schwule Treibjagd in der neuen "Treibhaus"-Sauna in Prenzlberg
Im neueröffneten Prenzlberger „Treibhaus“ reifen zwar keine Tomaten, dem unbedarften Besucher kann angesichts des Treibens dort jedoch schon mal die Röte ins Gesicht schießen. Die fast 700 Quadratmeter große Fabriketage im Hinterhaus der Schönhauser Allee 132 beherbergt die erste große Schwulensauna des Ostens. Seit Geschäftsführer Sven-Uwe Hockberger im Dezember die „Treibhaus“-Pforten öffnete, sind oft schon am frühen Abend Kabinen und Schränke ausverkauft – und vor allem die dunklen Bereiche des Dampfraums überfüllt.
„Der schwule Bezirk des Ostens braucht auch eine schwule Sauna“, sagte sich Herzberger, der seinen Job beim Bezirksamt Prenzlauer Berg schmiß, als er durch einen Zufall die Räume einer ehemaligen Buchbinderei ergattern konnte. Und mit dem „Treibhaus“ hat er die Konkurrenz im Westen ordentlich ins Schwitzen gebracht. Die neue Ost-Sauna ist nicht nur günstiger, sondern auch moderner und freundlicher eingerichtet als „Steam“ und „Apollo“ in der Kurfürstenstraße. Insgesamt haben Herzberger und seine beiden Mitgesellschafter 1,6 Millionen Mark investiert, mit der Folge, daß unter den Designerlampen an der Bar längst auch schwule Wessis als Stammkunden hocken.
Der Name „Treibhaus“ ist natürlich Programm: Auch außerhalb der beiden Schwitzräume (Dampf- und Trockensauna) geht es, verteilt auf zwei Etagen, ziemlich heiß her. Hinter den Ruhekabinen, aus denen manchmal recht laute Töne dringen, liegt ein dunkler Gang, in dem auf schlanke, junge Männer regelrechte Treibjagden stattfinden. Und in einem Fernsehzimmer zeigen nackte, athletische Männer auf dem Bildschirm gymnastische Verrenkungen. Wer sich partout nicht anheizen lassen mag, kann entweder in einen Whirlpool hopsen oder auf dem „Hydrojet“ Platz nehmen, einem vollautomatischen Massagegerät.
Auf den Vorwurf einiger Besucher, die kontaktfreudigen Dunkelzonen seien zu klein ausgefallen, reagiert Geschäftsführer Herzberger unwirsch: „Bei uns geht's in erster Linie ums Saunen. Natürlich sollen die Gäste sich auch kennenlernen, dann können sie jedoch nach Hause gehen.“ Na ja, welche andere Antwort hätte der Journalist einer „Heterozeitung“ erwarten können?! Mit dem Handtuch jedenfalls werden allen Besuchern der „Treibhaus“-Sauna Gummi und Gleitcreme in die Hand gedrückt... Micha Schulze
Treibhaus-Sauna, Schönhauser Allee 132, werktags von 16 bis 6 Uhr, am Wochenende durchgehend geöffnet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen