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SanssouciVorschlag

■ Damen und Dramen im wechselnden Rahmen: „Ladyboys“ im Kama-Theater

„Männer aus dem Süden sind nicht zu ermüden, wenn sich's um die Liebe dreht...“ Der das singt, kennt sich aus. Peppino (Michael Franic) ist vor den Normalos daheim in Sizilien nach Deutschland geflohen. Als Diva in Paula Peppers Travestielokal fehlt es ihm nicht an Verehrern, aber Peppino ist der One-Night- Stands bald müde und sehnt sich nach der großen Liebe.

Temporeich und spannend wird Gregor Köhnes Schwulenmusical „Ladyboys“ im Kama uraufgeführt. Es treten „Damen im Wechselrahmen“ auf, nur die Stöckelschuhe sind immer gleich, denn sonst könnten die Tunten nicht tanzen. Die winzige Bühne wird durch drehbare Seitenwände, Vorhänge und ausziehbare Möbel so geschickt genutzt, daß sie sich sekundenschnell von der Garderobe der eitlen Ladyboys in Peppinos Schlafzimmer verwandelt. Dort wohnen zwischen lilagefleckten Draperien 91 Stoffhasen, die größte Leidenschaft des einsamen Helden – bis Daniel (Christian Schodos) in sein Leben tritt.

Der klassische Schwulenkonflikt ist das Coming-out gegenüber der Mutter. Dem Franzosen Daniel blieb der zwar erspart — zu seinem 18. Geburtstag präsentierte seine Mutter ihm u.a. einen Gogo-Boy —, Peppino aber hat es schwer. Immer wieder erscheint Mama Pellegrino (Brigitte Möhring) heftig gestikulierend ihrem abtrünnigen Sohn, bis sie sich schließlich selbst zur Reise ins Sündenbabel aufmacht — und feststellen muß, daß Peppino und Daniel nicht nur gemeinsam zelten und über den Putzplan streiten, sondern sogar schon ein Baby zusammen haben. Der eher komische Streit läßt eigentlich ein gutes Ende erwarten, als plötzlich eine reale, schreckliche Bedrohung auftritt. Daniel wird von rechten Schlägern zu Tode geprügelt. Die Katastrophe wird nur angedeutet. Doch Dunkelheit auf der Bühne, Schreie und rohe Beschimpfungen vom Tonband wirken durch den Kontrast zu den übrigen bunten, lebhaften Szenen doppelt beklemmend.

Die Musik von Thomas Großmann und Kilian Piramovsky ist, abgesehen von dem einprägsamen Titelsong „Ladyboys“, guter Musical-Durchschnitt. Peppinos insgesamt fünf Lieder über Träume und Phantasie wirken leicht ermüdend, dafür entschädigt jedoch etwa das von Saxophonklängen untermalte Amsterdamer „Hurenlied“, eine Glanznummer des Teams in Paula Peppers Lokal. Zu diesen Transvestiten-Kollegen kehrt der trauernde Peppino am Ende zurück. Der alte Satz „The show must go on“ hat hier mal keinen Zwangscharakter, sondern wird zum Trost. Und die Begeisterung des Premierenpublikums macht es wahrscheinlich, daß diese Show noch lange weiterlaufen wird. Miriam Hoffmeyer

Täglich außer montags um 19.45 Uhr (Vorprogramm ab 19 Uhr) im „Kama – erstes berliner musicalisches Privattheater“, Friesenstraße 14, Kreuzberg, Vorbestellungen unter 692 87 35.

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