Sanssouci: Vorschlag
■ Fireworks und The Beguiled im Huxley's Junior
Vier Feuerwerker an Kleinbus Foto: Verleih
Nun, Rock 'n' Roll hat ausgespielt. Abgehakt. Poptheorien entwickeln, Lösung im Folk suchen. Machen wir alles später. Jetzt erst mal berichten wir von einer Zeit, als Verstärker noch richtige Verstärker, Verzerrer noch richtige Verzerrer waren und ein Bier noch nach dem Reinheitsgebot gebraut war. Doch Tränen weggedrückt. Es gibt sie noch, die Menschen, die meinen, daß man Gitarrensaiten anhören sollte, daß sie irgendwann einmal dem Rost zum Opfer fallen. Und deswegen gibt es noch Bands wie Fireworks und The Beguiled. Beide veröffentlichten gerade ihre Debüt-Alben auf dem Crypt-Label, einer der letzten Adressen, die gleichbleibende Qualität auf lärmigem Niveau garantieren und dabei so Unterschiedliches wie die Jon Spencer Blues Explosion und die Devil Dogs herausbringen. Zusammenfassendes Prinzip bleibt das Rohe, Unbehauene. Die Größe im Dreck, die man zuletzt Mitte der 80er recht zu würdigen wußte.
Fireworks spielen mit drei Gitarren, bevorzugen gemütlich rollende Rhythmen, einen kehligen Gesang mit den üblichen Voodoo-Kieksern und ein Schlagzeug, das mit „bum-paff“ noch zuvorkommend beschrieben ist. Aufgenommen klingt das Ganze, als ob das Mikro auf dem Außenklo des Studios auf der gegenüberliegenden Seite des Hinterhofes gehangen hätte. Absolutely Low-Fi aus Überzeugung. Im Gegensatz dazu sind The Beguiled fast CD-tauglich, aber halt nur fast. Immerhin die Stimme kann man halbwegs hören. Ihre Beats sind eher sumpfend und schleppend, und dem einen oder anderen stupiden Instrumental zeigen sie sich nicht abgeneigt. Fireworks kommen aus Texas, und The Beguiled sind aus Kalifornien dorthin gereist, um ihre Platte aufzunehmen. Das paßt, aber nach diesem Abend könnte das übliche Bild über Rednecks revidiert werden, denn böse Menschen haben keine Lieder – zumindest nicht so dreckige. Thomas Winkler
Morgen, 21 Uhr, Huxley's Junior, Hasenheide 108–114
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