Sanssouci: Vorschlag
■ Zirkus-Theater Federlos vor dem Haus der Kulturen der Welt
Eine Europa-Premiere von 35 Künstlern in einem gut gefüllten Zirkuszelt: Nach dreimonatiger Tournee durch Westafrika ist das Zirkus-Theater Federlos in Berlin angelangt und zeigt den spannenden Versuch, Theater und Zirkus zu verbinden. Die zweistündige Show mit Zirkusakrobatik, energievollen Tänzen, interkontinentaler Musik, Spezialeffekten und magischen Überraschungen hat als roten Faden eine sich beinahe zwangsläufig um Schwarz und Weiß drehende Geschichte – die Liebesbeziehung zwischen einer schwarzen Frau und einem weißen Mann. Beide leben lange in Europa und kommen dann in das afrikanische Dorf der Frau. Es geht auch um die Risiken, ein Fremder zu sein, überall wo man hingeht. Ein zweiter Strang erzählt von einem Kopf- und einem Körpervirus, die sich gegenseitig bekriegen, gleichzeitig – eine innere Kolonisierung – alles Nicht-Immune anfallen und u.a. die Manege mit Geld infizieren. Das alles ist nun nicht wirklich böse gemeint, eher subversiv humorig. Auf einem Fest zeigt ein kolonialer Zauberer die alten Tricks, und schließlich verschwindet der Virus. Doch ist das wirklich das Ende? Die Federlos-Leute wollen infizieren, was nicht zuletzt durch die erstklassige jazzige Zirkusmusik mit stark afrikanischem Einschlag gelingt. Die Aufführung ist unter schwierigen Bedingungen entstanden, wie Marcel Joller (Regie) erläutert und das Programmheft dokumentiert: Die zehnsprachige Gruppe erarbeitete die Inszenierung in Nigeria, soziale Spannungen machten ihr ebenso zu schaffen wie die verschiedenen Arbeitsweisen. Eine Notiz aus der Produktion: „Die üblichen Konflikte zwischen 35 Kunstauffassungen werden durch die kulturellen Unterschiede verschärft. Schwarze wie Weiße erliegen manchmal der Versuchung, von Schwarz-Weiß-Problemen zu reden. Manchmal entstand etwas drittes, nicht europäisch, nicht afrikanisch, und in diesen Momenten konnte man spüren, was Kulturaustausch wirklich bedeutet.“ Christoph Ludszuweit
Bis zum 26.6., täglich 20 Uhr, freitags 23 Uhr, vor dem Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee, Tiergarten.
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