Sanssouci: Nachschlag
■ Ohne Bezug zum Ort: "Orangerie der Bilder" - Ausstellung in der Galerie am Körnerpark
Einst dienten Orangerien hierzulande als Gewächshäuser und Wintergärten für kälteempfindliche Pflanzen, die (reisende) Adelige aus dem Süden importiert hatten. Akkurat rund gestutzt zierten „Oranienäpfel“- und Zitronenbäume das restliche Jahr über die Lustgärten eben jener Herrschaften. Daß die hallenartigen und lichtdurchfluteten Wintergärten alsbald schon als Bildergalerien genutzt wurden, zeigt die Orangerie des Schlosses in Potsdam. Sein Name „Sans Souci“ – ohne Sorge – ist dabei Programm: Verspieltheit und Leichtigkeit des Baus, seine Verbindung mit der Natur durch die bepflanzten abfallenden Terrassen in den weitläufigen Garten...
Drei Künstlerinnen – Silke Godor, Vera Rothamel und Susann Schaer – haben sich nun in einem gemeinsamen Akt darin versucht, in der Orangerie des Körnerparks eine ähnliche Kommunikation zwischen Kunst, Architektur und Natur zu ermöglichen. Die Malerinnen wollen ihr Werk als durchgehenden Fries verstanden wissen. Auf Augenhöhe sind ihre unterschiedlichen Bilder, aneinandermontiert, der Wand und den Pfeilern vorgelagert. Wie von einem Band gerollt – allerdings von weißen Flächen unterbrochen – wiederholen sich den Raum entlangschreitend in einem unregelmäßigen Rhythmus unterschiedliche Farb- und Formkompositionen. Trotz der ebenen Strenge der Horizontalen fordern die einzelnen Werke ihr Eigenleben ein.
Schaers grell hervorbrechende gelbe, rote und orangene Flächen, meist mit einer Diagonalen in Komplementärfarben durchbrochen, formen durch eingekratzte eckige Körper einen leuchtenden Raum. Rothamel verschleiert vegetabile Form- und Farbfiguren durch ablaufendes Weiß unter dem Flimmer eines schwindenden Mattscheibenbildes. Dagegen wirken Goders Arbeiten wie ein abstrakter und grober Querschnitt durch das Erdreich. Grüner Marmor unten und oben, dazwischen willkürlich gestaltete Flächen, die eher mit Schaers Raumgebilden korrespondieren, als daß sie ins eigene Bildfeld passen.
Auch nach mehrmaligem Auf- und Abgehen der Orangerie fällt es schwer, den beabsichtigen Bezug zum Garten herzustellen. Verloren wirken die eingetopften Orangenbäumchen als Vermittler an der Fensterfront. Wenn der Fries tatsächlich einer wäre, nämlich einer, der sich der Wand- und Pfeilerformation anschmiegen täte, vielleicht würde dann das theoretische Konzept aufgehen. So entdeckt man hinter Rothamels Streifen einen Schein von Monets Seerosenbildern und denkt sich, die hätten die Brücke in den Garten geschlagen – Monet malte seine Seerosen für das Musée de l'Orangerie in Paris; für die drei Künstlerinnen scheint die Neuköllner Orangerie nur der theoretische Überbau ihrer Ideen von Malerei gewesen zu sein. Petra Welzel
Die Ausstellung ist noch bis 10.7. geöffnet, Di.–So. 12–18 Uhr, Galerie im Körnerpark, Schierker Straße 8, Neukölln.
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