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SanssouciNachschlag

■ Klara Höfels als Dudas "Dr. h.c. Burckhardt Blässling" in Mitte

Herbst 1994: High-noon der noblen Softword-Blasen und Hochzeit markiger Stammtisch-Versprechen. Wahlk(r)ampfzeiten, harte Zeiten. Die Politiker sammeln Kilometer, als wären es schon die begehrten Kreuze, sie gehen mit dem Volk auf Schmusekurs und sind ganz einfach wie du und ich – mit dem kleinen Unterschied, daß sie immer alles im Griff haben. In diesen Zeiten tritt Klara Höfels als „Dr. h.c. Burckhardt Blässling“ aufs Parkett und legt den aalglatten Proto-Politiker aufs Kreuz: Sie spielt den Super-GAU eines jeden Parteistreiters. Im Dienste der freien und bürgernahen Rede entfernt er sich unversehens vom Manuskript und verliert sich hoffnungslos im Sumpf privater Peinlichkeiten. Ein Politiker, der sich mal so richtig blamiert – ein nettes Gedankenspielchen, getextet von Christian Duda.

„Dr. h.c. Blässling ist ein verspießerter 68er, eine Altlast in der unteren Parteiriege. Mit billiger Rhetorik ausgestattet, mit großen Gesten und zähnebleckend geht er im Bierzelt also auf Tuchfühlung und schleudert dem Volk unversehens die Fakten seiner Ehekatastrophe an den Kopf: „Mein Sohn sitzt in Stammheim, und meine Frau liegt unter Sigi Armbruster.“ Armbruster ist sein persönlicher Referent, seine Frau verläßt ihn noch mitten während der Rede endgültig. Hochrot und blaß wird da die unförmig ausgestopfte Klara Höfels alias Blässling, fällt spuckend und röchelnd aus dem Rahmen, wimmert und brüllt. Vom Freitod trennt Blässling nur seine Feigheit. Statt dessen steht er „entblößt“ (im Nacktkostüm aus dem Schiller-Theater-Fundus) vor die Wähler und schleicht sich dann, weil's auch schon „so spät“ und „so kalt“ sei, von dannen. Ein schwacher Abgang – leider auch von Klara Höfels. Sie hat gezeigt, was sie kann, doch anhand eines eigentlich nicht bühnentauglichen Textes. Für politisches Kabarett war der Pointenrhythmus zu träge, zum Schauspiel reichte der Stoff nicht, und manchmal ist das echte Leben überhaupt besser – man muß nur genau hinhören. Petra Brändle

Bis 16.10., Di.–So., 20.30 Uhr, Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße 40/41, Mitte.

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