piwik no script img

SanssouciNachschlag

■ Aktion des Kinder- literaturhauses beim Kultursenat

Schon Preußlers kleines Gespenst ... Abb: K. Thienemanns Verlag, Stuttgart

Ein bißchen aufgeregt war er ja schon, der Kultursenator, als er im Europacenter in seinem lichten Büro über den Dächern Berlins auf die angekündigte Kinderdemo wartete. „Die machen's aber spannend. Es ist doch noch nicht Weihnachten?“ Da wurde auch schon kräftig an die Tür gehämmert, und herein kam: Die schwarze Hand! Um Gottes willen, man wird Ulrich Roloff- Momin doch nichts Böses wollen, nur weil er bislang sein Haushaltstöpfchen so wacker gegen LesArt verteidigte? Denn das einzige Kinderliteraturhaus in Deutschland war bislang im Haushaltsentwurf für 1995/96 nicht vorgesehen. Doch diese Rechnung hat der Senat ohne die Schwarze Hand gemacht, denn die Schwarze Hand, das ist Kais Bande, wie sie Wolf Durian in seinem Buch „Kai aus der Kiste“ beschreibt. Und diese Bande fordert jetzt: „Wir brauchen keine Läuse, sondern 700.000 Mäuse!“ (720.000 Mark, hat LesArt vorgerechnet, sind nötig, um den Betrieb wie bisher aufrecht zu erhalten), und überhaupt könne man ihr Literaturhaus nicht einfach so schließen. Und dann springt Kai tatsächlich aus der Kiste und überreicht einen riesigen bunten Scheck, auf dem groß „720.000“ steht. Der Senator windet sich: „Hände gebunden ...“ – „Versteht ihr das, Kinder?“ fragt der Bandenchef. „Nööö!“ schallt es durchs Büro. Ach, er habe eben einfach nicht so viel Geld, stöhnt der Senator. Doch da hat Kai noch einen anderen Scheck. Der Senator schreibt mit großen Zahlen „498.000 Mark“ darauf — und unterschreibt.

Sabine Mähne, die Leiterin von LesArt, ist sichtlich erleichtert. Nach langen, langen Wegen durch verschlungene Verwaltungspfade, Vertröstungen und nicht gehaltenen Versprechungen ist ihr diese Unterschrift des Kultursenators sehr viel wert. Denn auch wenn diese 500.000 Mark („die 2.000 kriegen wir auch noch zusammen“, Roloff-Momin) nicht genügen, sind sie doch eine feste Mindestzusage für die abschließenden Haushaltsverhandlungen. Und die fehlende Summe könnte vielleicht aus anderen Ressorts zusammenkommen. Volker Weidermann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen