piwik no script img

SanssouciNachschlag

■ Walter Malli beim Wien-Berlin-Jazz-Festival im Peter Edel

Walter Malli Foto: Detlev Schilke

Am Mittwoch war Malli schon da. Ganz in Rot mit Zigarre, um das Wien-Berlin-Jazz-Festival im Kleinen Saal des Kulturhauses Peter Edel zu eröffnen, der Hauptstadtadresse für experimentellen Jazz. Auf der imaginären Bühne wedelt Malli mit zwei gelben Tüchern über sein Schlagzeug, Petrowsky begleitet aus der Bücke heraus den Trompeter Schwingenschlögl am Klavier, und Winkel ruft dem am Mischpult zu: „Nimm dem Baß die Höhen raus.“ Während sich der Saal an diesem Abend nur schleppend füllt, greift Malli zum Sopransaxophon. Und auch zum großen Edding, mit dem er „live painted“ auf ein Riesenpapier an der Wand: einen Weihnachtsmann mit langer Wurst.

Seit über dreißig Jahren gehört Walter Malli zu den zentralen Figuren der Wiener Jazz-Szene. Seine Karriere begann mit einer „eisigsten Welle der Verachtung, die schon sehr inspirierend war“, als seine Masters of Unorthodox Jazz einst im Vorprogramm von Thelonius Monk aufspielten. Dann gab's auch mal Fritz Novotnys Reform Art Unit und etwas später Mallis Free Samba Bassoonery. Im letzten Jahr trug Malli als Bläser der HipHopFingers gar zu einem Dancefloor-Hit bei. Und ebenfalls im vergangenen Jahr erhielt er den österreichischen Würdigungspreis für Musik, weil er seinem Motto nie untreu wurde: „Ich habe bemerkt, daß die Fehler, die einem passieren, oft interessanter klingen als die Musik, die aufgeschrieben steht.“

Mittlerweile ist der Sopransaxophonist, Zeichner, Entertainer und Schönbrunner Schloßwächter Malli auch ein Filmstar. Der von Regisseur Peter Zach portraitierte und re-inszenierte Malli ist nämlich zugleich auch der Hauptdarsteller des Streifens „Malli-artist in residence“. Malli kommt noch zweimal. Heute als Wiener Liedersänger zum Monk-Piano von Oskar Aichinger. Morgen als Gastsolist des Wien-Berlin-Orchesters mit Texten von Bayer, Serner, Ball und Kompositionen von Paul Schwingenschlögl. Christian Broecking

Walter Malli: noch heute und morgen, 21 Uhr, Kulturhaus Peter Edel, Berliner Allee 125, Weißensee. Am Sonntag treten Lauren Newton und Uli Gumpert beim Wien-Berlin-Festival auf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen