Sanssouci: Vorschlag
■ Techno-Wissenschafts- Multimedia-Show an der Volksuni
Hase und Igel: Gerade erst hat Techno begonnen, sich Gedanken über sich selbst zu machen (siehe taz von gestern), da ist auch schon die Wissenschaft zur Stelle – mit Kommentaren „aus soziologischer und psychologischer Sicht“, wie das Info der Berliner Volksuni prägnant formuliert. „Soziokulturell ist in westlichen Industrieländern ein Übergang von den Konsumgesellschaften in Erlebnisgesellschaften beobachtbar: Techno-logik und Erlebnisgesellschaft zielen auf eine Modernisierung von Außen- und Innenwelten ab“, lautet der Thesenbaustein, mit dem Helmut Ahrens und Reiner Domes für ihren Vortrag „Techno, Party, Droge“ werben. Erörtert wird das an Einstellungen und Ekstasetechniken von „Teilen der musik- und tanzbegeisterten Jugend“, und zwar, wie immer bei Veranstaltungen der Volksuni, in einer Sprache, die auch dem interessierten Laien eine Chance gibt. Bloß im Fazit kommen Ahrens/Domes nicht ganz drumrum, den Uni-Head raushängen zu lassen: „Die Einstellungen, Werthaltungen und Orientierungen, die in der Techno-Bewegung sichtbar werden, sind sowohl rückwärtsgewandt als auch zukunftsorientiert.“ Hört der Doktorvater gern, klingt aber irgendwie ambivalent.
Im Anschluß wird – sozusagen als Anschauungsmaterial – Dani Gassers Dokfilm „Rave New World“ zu sehen sein, in dem es u.a. um die Partydroge Ecstasy geht, bevor der Mathematiker und Musikwissenschaftler Hans Cousto dann kulturgeschichtlich „Vom Urkult zum Techno“ gelangt. Nicht ganz zerstreuen läßt sich der Verdacht, bei der nachmittag- bis frühabendfüllenden Multimediaveranstaltung handle es sich um eine verkappte Maßnahme zur Drogenprävention. „Eve & Rave“, ein Berliner Antidrogen-Projekt, wird zwischendurch vorgestellt werden, ein Heilpraktiker und „NLP-Master“ namens Paul Stoiber gibt den Besuchern Gelegenheit, eine opto-akustische „Brain Machine“ (das sind so Brillen mit multimedialer Berieselung) auszuprobieren, und Coustos Vortrag führt in Sphären, „wo der ,göttliche‘ Funke, die kosmische Dimension der menschlichen Entwicklung erlebt werden kann.“ Vom Mitbringen körperfremder Endorphine muß also abgeraten werden. Thomas Groß
Ahrens/Domes: „Techno, Party, Droge“, Sonntag, 12-14 Uhr, Raum 1070 (anschließend: Dani Gassers „Rave New World“); Paul Stoiber: „Neuro-Extase im Chill-Out“, 15-17 Uhr, Raum S 211; Hans Cousto: „Vom Urkult zum Techno“, 17-19 Uhr, Raum 2091; das Ganze im Rahmen der Volksuni an der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6.
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