Sanssouci: Vorschlag
■ Tagung der Sartre-Gesellschaft im Maison de France
So populär Jean-Paul Sartre war, so totgesagt ist er, seit die Postmodernen von Paris aus die intellektuelle Landschaft besetzten. Sein existentialistisches Freiheitspathos und seine späteren Bemühungen um eine theoretische Fundierung des Marxismus gelten mittlerweile als antiquiert. Und doch halten ihn einige Getreue am Leben: Neben einer „Groupe d'Etudes Sartriennes“, die alljährlich in der Pariser Sorbonne offene Colloquien zu neuen Forschungsergebnissen in Sachen Sartre anbietet, gibt es inzwischen eine italienische, amerikanische, englische, spanische und – seit rund zwei Jahren – auch eine deutsche Sartre-Gesellschaft. Präsident ist Vincent von Wroblewsky, der als Nachfolger von Traugott König auch Sartres Werkausgabe bei Rowohlt betreut. Die Gesellschaft organisiert in loser Folge Veranstaltungen zu Themen rund um Leben und Werk des Schriftstellers und Philosophen und hält seit gestern im Maison de France ihre öffentliche Jahrestagung ab. Titel: „50 Jahre Les Temps Modernes – Interferenzen zwischen Ästhetik, Ethik und Politik“.
Ob die einzelnen Vorträge die Frage beantworten, warum man sich heute mit Sartre beschäftigen sollte, wird sich zeigen. Sicher jedoch bieten sie die Möglichkeit, sich von der Vielfalt und dem Facettenreichtum des Sartreschen Werks zu überzeugen. Auch die längst fällige und in letzter Zeit weniger dogmatisch behandelte Frage nach Sartre und der Postmoderne wird zur Sprache kommen (Vortrag von Michel Rybalka, heute 11.45 Uhr). Es sollte nicht verwundern, wenn der krasse Bruch, den die „neue“ Generation mit Vertretern wie Foucault vollzog, mittlerweile als Kontinuität erscheint. So manche der postmodernen Thesen wären ohne Sartre nicht möglich gewesen, wie etwa die vom „Tod des Subjekts“. Andrea Rödig
Jahrestagung der Sartre-Gesellschaft. Noch heute, ab 9.30 Uhr, Maison de France, Kurfürstendamm 211, Charlottenburg
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