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■ Intergalaktisches Beep, beep: Wayne Shorter im Quasimodo

Der 62jährige Saxophonist und Komponist wird einst als der berühmteste Sideman in die Geschichte des modernen Jazz eingehen. „Wayne Shorter war immer eher ein Beobachter, nie ein Bewegungsaktivist. Aber ich habe die Regeln gelernt. Je größer die Verantwortung, die man übernimmt, desto größer ironischerweise die persönliche Freiheit“, sagt Shorter heute mit Blick auf die New Yorker Jazz-Mafia und ihre limitierte Definition von Jazz, die Miles Davis als Verräter vorführt. Shorter selbst war langjähriges Mitglied von Art Blakeys Jazz Messengers, bei Miles Davis und Weather Report. Nach siebenjähriger Plattenpause als Bandleader ist er jetzt mit neuem Majorvertrag und einer von Marcus Miller produzierten CD zurück: „High Life“.

Wayne Shorter wuchs in New Jersey auf und lebt heute in Beverly Hills. Aber „High Life“ ist nicht Shorters Statement zum sozialen Aufstieg. „Es gehört zu den tragischen Legenden über das Jazzleben, daß man arm sein und ständig ums physische Überleben kämpfen muß, um große Kunstwerke gestalten zu können“, sagt er. „Das alles ist falsch. Wenn ich von high life-conditions spreche, dann meine ich etwas ganz anderes.“ Aber was? „An diesem Punkt in meinem Leben habe ich nichts mehr zu verlieren. Wenn ich eine Plattenfirma gründen würde, dann würde ich sie Nothing to lose Records nennen.“ Nun denn, aber was hat das mit High Life zu tun? Der Sound auf Shorters aktueller CD hat was von neuer Fahrstuhlmusik. Shorter murmelt etwas von Absicht und Harmonie, um sich schließlich als akustischer Ausrichter für Cyber-Dinner zu outen: „Ich könnte mir Marsianer beim Abendessen vorstellen, die von einem Gerät, das vielleicht sogar wie ein CD-Spieler aussehen mag, Dvořáks ,Neue Welt‘ hören. Ich denke also eher an eine intergalaktische Community, wenn ich komponiere, als daß ich alle ethnischen Kulturen in einem musikalischen Schmelzquotentiegel zusammenmixe. Meine Musik könnte man als Nachrichtenreport aus der Ewigkeit bezeichnen – beep, beep, beep, beep.“ Wie sich das anhört, erfahren Sie morgen im Quasimodo. Das mit dem High Life könnte sich noch etwas hinziehen. Christian Broecking

Morgen, 22 Uhr, Quasimodo, Kantstraße 12a

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