: Sanktionen gegen bosnische Serben ausgesetzt
■ UN-Kriegsverbrechertribunal verhandelt gegen kroatischen Serbenführer Martić
Pale/Sarajevo/Den Haag (dpa) – Die UN-Sanktionen gegen die bosnischen Serben sind mit Wirkung vom Dienstag ausgesetzt worden. Das erklärte der Sprecher der Ifor-Friedenstruppen, General Andrew Cumming, gestern in Pale bei Sarajevo. Die Suspendierung trat automatisch in Kraft, nachdem Ifor-Kommandeur Leighton Smith die Erfüllung der militärischen Verpflichtungen des Dayton-Abkommens durch die bosnischen Serben festgestellt und UN- Generalsekretär Butros Ghali darüber informiert hatte.
„Wenn die bosnisch-serbische Armee wesentliche Verstöße begeht“, betonte Cumming, „kann Admiral Smith erneut eine Nicht- Erfüllung (des Friedensabkommens) feststellen, was in der Folge zu einer Neuverhängung der Sanktionen führen würde.“
Unterdessen setzte die serbische Bevölkerung in Sarajevo ihre Flucht fort. Zwischen 40 und 50 Lastwagen der bosnisch-serbischen Armee wurden für die Abfahrt der Zivilisten und ihres Hausrats eingesetzt. Die Karadžić-Behörden haben gegen 2.388 Personen Anklage wegen angeblicher Kriegsverbrechen erhoben, berichtete am Dienstag der bosnisch- serbische Informationsdienst Srna. Strafanzeigen seien gegen 1.478 Moslems, 630 Kroaten und 268 andere Personen – deren Nationalität nicht festgestellt worden sei – erhoben worden. Unter den Angeklagten seien auch elf Serben. In Abwesenheit des Angeklagten Martić haben am Dienstag vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal der UNO in Den Haag die Verhandlungen gegen den kroatischen Serbenführer Milan Martić begonnen. Der „Präsident“ der selbsternannten Krajina-Repbulik, die von Kroatien im letzten Sommer zurückerobert wurde, ist angeklagt, für „ungesetzliche Angriffe gegen die Zivilbevölkerung von Zagreb“ am 2. und 3. Mai 1995 verantwortlich zu sein. Bei diesen Raketenangriffen aus der Krajina waren sieben Menschen ums Leben gekommen und nach kroatischen Angaben sind mehr als 200 Einwohner verletzt worden.
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