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Sanfter Sheriff schnell gefeuert

■ Bonns Ex-Polizeichef Michael Kniesel scheitert in Bremen

Bremen (taz) – Showdown am Sonntag: Bremens Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) hat am Wochenende seinen Stellvertreter in die Wüste geschickt. Und der war alles andere als ein Nobody: Erst im Spätsommer letzten Jahres wechselte Michael Kniesel aus Bonn an die Weser – mit reichlich Vorschußlorbeeren. Schließlich hatte er sich einen Namen als liberaler Bonner Polizeichef gemacht. Seine pfiffige Taktik, die Abgeordneten mit Hubschraubern und Schiffen an der Demoblockade vorbei zur historischen „Asyldebatte“ des Bundestages zu bringen, war von links als deeskalierend gelobt und von rechts als zu lasch verrissen worden.

Nach diesem Wochenende ist bei Kniesel der Lack ab: Der stellvertretende Innensenator sei häufiger zum verlängerten Wochenende zu Hause oder bei diversen Vorträgen außerhalb Bremens gesichtet worden als an seinem Arbeitsplatz, hieß es. Kniesel sei ein „Viertagestaatsrat“ gewesen. Dies hat nun dazu geführt, daß er in den „einstweiligen Ruhestand“ versetzt worden ist.

Jetzt hat Kniesel fünf Jahre Zeit, einen neuen Job zu finden – bei 75 Prozent der Bezüge. Kniesels Amt übernahm Volker Hannemann, bis dato Leiter des Statistischen Landesamtes. An der Spitze des Bremer Innenressorts kriselte es schon länger. Denn Kniesel war es gewohnt, als unabhängiger Geist zu agieren, und das tat er in Bremen auch. „Der hat sich als Staatssekretär empfunden und nicht als Sekretär“, hieß es aus Regierungskreisen. Dazu gehörte, daß Kniesel in der Drogenpolitik immer wieder Entkriminalisierung und Legalisierung in die Diskussion brachte, während sein Chef van Nispen eine eher harte Linie verfolgte. Zum Streit kam es aber vor allem, weil Kniesel sich kaum in Bremen sehen ließ. Er sei am Freitag früh gegangen, dafür aber am Montag später gekommen, hieß es. In die Sitzungen sei er oftmals unvorbereitet gegangen, alles außer der Polizeireform habe ihn nicht interessiert. Dahinter, so die meistgehandelte Einschätzung, steckte Kniesels Karriereplanung, die via Bremen nach Nordhein- Westfalen zurückführen sollte, falls sich dort nach der kommenden Landtagswahl eine Chance ergeben könnte. „Der hat Bremen doch nur als Durchlauferhitzer gesehen.“ Jochen Grabler

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