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SandalenfilmMänner im Lederdress

Kommentar von Dominik Bernsmann

Das Schlachtepos "Die letzte Legion" vermischt Sandalenfilm mit Fantasy, verpulvert 67 Millionen - und erzählt den Untergang des römischen Reiches.

Was ist stärker: das geputzte Schwert oder die liebenswerten Augen? Bild: tobis

P rächtige Männer in knappen Lederrüstungen beherrschen die Leinwand: ein "Sandalenfilm". Seine Helden hatten einst ihr sicheres Revier am Sonntagnachmittag in den dritten Programmen. Russell Crowe brachte den Körperkult um leichtbekleidete Krieger wieder in Mode, mit "Gladiator", "Troja" und "Alexander" haben historische Monumentalfilme das Kino zurückerobert. Zuletzt gab es viel Aufregung um die unverhohlen faschistische Figuration des Schlachtstreifens "300". Historiker versuchten sich daran, die zweidimensionale Comicverfilmung mit der dreidimensionalen Welt abzugleichen, ohne dass der Film diese historische Verortung gesucht hätte.

Doug Leflers "Die letzte Legion" unterzieht das Genre nun einer abspeckenden Revision und befreit es von der Bürde des Konkreten. Zwar verortet auch dieser Film sich in einem historischen Raum, nämlich dem Untergang des römischen Imperiums im 5. Jahrhundert n. Chr., verweist aber selbstbewusst auf seine legendenhafte Gemachtheit, so dass der Film zwangsläufig das Fantastische berührt.

Erzählt wird der Weg des just gekrönten zwölfjährigen Kaisers Romulus, der von den einfallenden Goten gefangen genommen wird. Sein Feldherr Aurelius (Colin Firth), der weißhaarige Ambrosinus (Ben Kingsley) und die indische Kämpferin Mira (Aishwarya Rai) befreien den Caesaren. Die Gefährten hoffen die letzte treue Legion Roms in Britannien zu finden und mittels eines symbolisch angereicherten Schwertes den dunklen Herrscher der Angeln zu besiegen.

Spätestens hier entzieht sich Doug Leflers Film den Prämissen des historisch fundierten Monumentalfilms. Die Referenz zum Fantasy-Epos "Herr der Ringe" wird augenscheinlich. Während dort jedoch gewollt eine Legende gestiftet wird, während dem neueren Historienschinken wie "Gladiator" alles Legendäre durch vermeintliche historische Genauigkeit und Expertentum ausgetrieben wurde, versucht "Die letzte Legion" den Spagat zwischen beidem. Pelzwämse und Pappbauten zelebrieren das Stoffliche ebenso wie mustergültig altmodische Kampfhandlungen Mann gegen Mann - zeitgeistig angepasst allein durch das cross-dressing von Bollywood-Export Aiswarya Rai. Mit lakonischen und in die Jahre gekommenen Sprüchen erinnert der Film auch an italienische B-Filme aus dem Abenteuergenre. Kein Wunder, geht die Produktion doch auf das Konto der Familie de Laurentiis, deren greiser Kopf Dino de Laurentiis schon in den Sechzigern die Leinwand mit Sandalen füllte.

Damals schimpfte man diese Produktionen, die nur durch mehrere europäische Länder finanziert wurden "Europudding". Und auch "Die letzte Legion" versammelt Stars, Drehorte und Gelder aus aller Herren Länder. 67 Millionen hat die Produktion gekostet, nicht wenig für ein B-Movie. Und dennoch: Irgendwie beruhigt es, den Sandalenfilm über seine Zeit gerettet zu sehen.

"Die letzte Legion". Regie: Doug Lefler. Mit: Colin Firth, Ben Kingsley, Aishwarya Rai u. a. Großbritannien/Frankreich/Italien 2007, 102 Minuten

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