: Sampers Flucht nach vorn
■ Kolumbiens Präsident läßt Vorwürfe über Drogenverbindungen prüfen
Bogota (AP) – Angesichts der wiederauflebenden Diskussion um seine angeblichen Beziehungen zur kolumbianischen Rauschgiftmafia hat der kolumbianische Präsident Ernesto Samper die Flucht nach vorn angetreten. In einer vom Fernsehen übertragenen Botschaft an die Nation kündigte Samper am Donnerstag abend die Bildung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses an, der klären soll, ob er selbst oder Mitglieder seiner Regierung Beziehungen zum Rauschgifthandel unterhalten haben.
Samper ist wiederholt verdächtigt worden, Verbindungen zum Drogenkartell der kolumbianischen Stadt Cali zu unterhalten. Die Spekulationen darüber hatten neue Nahrung erhalten, nachdem am Mittwoch der ehemalige Schatzmeister seines Wahlkampfteams, Santiago Medina, unter dem Verdacht verhaftet worden war, Geld vom Cali-Kartell für den Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr entgegengenommen zu haben. In seiner Rede versicherte Samper am Donnerstag, wenn irgendwelches Drogengeld in seinen Wahlkampffonds geflossen sei, sei dies hinter seinem Rücken geschehen.
Der Untersuchungsausschuß solle alle Vorwürfe gegen ihn untersuchen, sagte Samper. Dazu solle er vollen Einblick in die Ermittlungsakten der Generalstaatsanwaltschaft erhalten. Er schließe nicht aus, daß das Cali-Kartell Geld in seinen Wahlkampffonds geschleust habe. Nach der Verhaftung Medinas spekulierten die kolumbianischen Medien am Donnerstag über die Frage, wer wohl als nächstes von Generalstaatsanwalt Alfonso Valdivieso ins Visier genommen werde. Dabei wurde am häufigsten Verteidigungsminister Fernando Botero genannt, der im vergangenen Jahr Sampers Wahlkampfmanager war.
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