: Sammlung von Gemeinplätzen
■ betr.: „Bleib redlich – es ist ohne hin sinnlos“, taz vom 23.12. 97
Der Artikel von Burkhard Schröder über Moral und Ethik war keine Polemik, sondern eine unnötige Sammlung von Gemeinplätzen. Nietzsche hat mit der Frage nach der Grundlage der christlichen (und überhaupt jeder) Moral noch einigen Sensationswert gehabt, eine fahrige Zusammenstellung von kritischen Tabubrüchen hat keinen.
Daß „Tatmenschen“, die sich nicht um Moral und Gesetz (dieser Komplex wurde völlig ausgeklammert) kümmern, damit häufig Erfolg haben, daß Kinder die Normen ihrer Umgebung übernehmen, daß hochanständige Leute mißtrauisch betrachtet werden, weil man ihnen ihre Moralität nicht abnimmt: soll das eine Erkenntnis sein? Und was ist an simpler Tatsachenfeststellung polemisch? Im übrigen folgen die meisten Menschen den Geboten aus der Einsicht heraus, daß sie mit einem Regelverstoß nicht durchkommen (schließlich hat nicht jede/r das Zeug zum Rambo). Insofern wirkt in den meisten Fällen doch das „nicht hinreichende“ Motiv, aus Angst vor Strafe dem bösen Instinkt nicht zu folgen. Das ist natürlich nicht moralisch im klassischen Sinn, aber es ist eine freie Entscheidung für die Gebote und gegen die Probleme. [...] Jan Bruners, Köln.
[...] Wie kann jemand bezweifeln, daß nicht zu morden und zu vergewaltigen (seine Beispiele für Gutes tun) Sinn macht. Nicht nur wird Herr Schröder dankbar dafür sein, daß ihm und seinen Freunden und Freundinnen dergleichen (hoffentlich) nicht wiederfahren ist, sondern auch diejenigen, die ihn kennen, werden es äußerst sinnvoll finden, daß Herr Schröder dergleichen nicht nur deshalb nicht tut, weil er nicht erwischt werden will. Und falls das nicht so ist, schätze ich mich überglücklich, daß ich ihn nicht kenne. [...] Thomas Hofweber,
Stanford, USA
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