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Sammelband "Die Krise der SPD"Absturz mit Ansage

Je mehr sie ihren Mitgliedern entgegenkommt, desto unattraktiver könnte die SPD für ihre Wähler werden. Der Band "Die Krise der SPD" schaut sich die Genossen an.

Einer Partei geht die Puste aus: die SPD. Bild: dpa

Das Debakel der SPD hat historische Ausmaße und ist in seinen Konsequenzen für die Zukunft der Partei nicht zu übersehen. Der für den bevorstehenden November-Parteitag in Dresden angekündigte Komplettaustausch der Parteispitze wird als zwangsläufig empfunden werden. Aber er wird nicht als die eigentliche Zäsur in Erinnerung bleiben.

Erklärungen für den bitteren Absturz der SPD gibt es viele. Nicht überzeugend sind eilfertige, scheinbar plausible Analysen, die die Misere der SPD auf einzelne Phänomene wie die widersprüchliche Abgrenzung zur Linkspartei, die fehlende Mehrheitsperspektive im Wahlkampf, die unklare strategische Linie, den bis heute nachwirkenden Wortbruch Ypsilantis oder die undankbare, in der eigenen Mitgliedschaft nicht mehr akzeptierte Rolle in der ungeliebten großen Koalition zurückführen. All das sind bestenfalls einzelne Facetten des SPD-Dilemmas.

Für die im Wesentlichen dem linken Spektrum der SPD zuzuordnenden Autoren des noch vor der Bundestagswahl erschienenen Sammelbandes "Die Krise der SPD" ist der Niedergang kein neues Phänomen, sondern Resultat seit langem wirkender Tendenzen. Ein Absturz mit Ansage gewissermaßen. Denn bereits bei den drei Landtagswahlen zwischen 1998 und 2008 hat die SPD zum Beispiel in Hannover die Hälfte ihrer Wählerschaft verloren. An Warnzeichen hatte es also nicht gefehlt.

Bild: ap

Thomas Steg war von 2002 bis 2009 stellvertretender Sprecher der Bundesregierung und zuletzt Berater des SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier.

Die Beiträge in dem arg kompilatorischen Sammelband forschen nach den Ursachen für die "politische Repräsentationskrise der SPD". Die Autoren argumentieren keineswegs neu oder spektakulär, ihre Kritik an der Agenda-Politik ist weder überraschend noch wissenschaftlich differenziert. Dafür liefert der Band viele aufschlussreiche sozialempirische Erkenntnisse, die für künftige Kursbestimmungen beachtet und bedacht werden sollten.

Überaus lesenswert ist besonders der Beitrag von Stephan Meise, der die Austrittsbriefe von Mitgliedern der Hannoveraner SPD ausgewertet hat, die zwischen April 2003, also nach der "Agenda-Rede" von Schröder, und April 2004 ihre Parteibücher zurückgaben. Sein Befund ist eindeutig: Die sogenannte Agenda 2010 hat eine tiefe Entfremdung von Teilen der Mitgliederbasis und traditionellen Wählerschaft bewirkt. Das Credo der Agenda-Politik, staatliche Leistungen zu kürzen, soziale Gerechtigkeit durch Chancengerechtigkeit zu ersetzen, Marktgesetze walten zu lassen und mehr Ungleichheit hinzunehmen, sei als Kultur- und Traditionsbruch empfunden worden. So unterschiedlich die Austritte im Einzelnen auch begründet worden sind, gelingt es Meise gleichwohl, eine Typologie der Ausgetretenen zu entwickeln. Er unterscheidet die meist akademisch ausgebildeten "Gehobenen Linken" von den "Technokratisch-Konservativen" mit tradiertem Sozialstaatsverständnis. Die "Anspruchsvoll-Modernen" aus den höher qualifizierten Arbeitnehmermilieus stehen da neben der leistungsorientierten "Integrativen Arbeitnehmer-Mitte" mit Facharbeiterhintergrund. Meise identifiziert aber auch die "Konservativen und Verbitterten", die sich nach einem arbeitsamen und asketischen Leben um den sozialen Aufstieg betrogen fühlen, und die bei weitem größte Austrittsgruppe der "sozialdemokratischen Urgesteine" unter den "Abgehängten Älteren".

Viele Mitglieder und Sympathisanten der SPD haben bis heute keinen Frieden mit der Politik von neuer Mitte und Agenda-Sozialreformen gemacht, weil diese Politik diametral zu ihren Vorstellungen von Gerechtigkeit, fairer Gesellschaft und solidarischem Sozialmodell steht. Letztlich, so formuliert Heiko Geiling den Tenor des Sammelbandes, sei der SPD "die normative Zukunftsperspektive einer sozial gerechten Gesellschaft abhandengekommen". In der Parteienkonkurrenz ist es für die SPD tatsächlich von existenzieller Bedeutung, über ein zeitgemäßes, überzeugendes Leitbild von sozialer Gerechtigkeit zu verfügen. Doch sind Zweifel erlaubt, ob dieses Leitbild bereits aus einer bloßen Revision der Agenda-Politik resultiert. Die Krise der SPD ist komplexer, die Antworten müssen differenzierter ausfallen.

Für die SPD ist Inventur statt Remedur angezeigt. An den Grundüberzeugungen der eigenen Mitglieder vorbei wird keine Führung mehr agieren können. An den Erwartungen der Bevölkerung vorbei lassen sich keine Wahlen gewinnen. Je mehr aber die Mitglieder mit ihrer SPD wieder zufrieden sind, desto unattraktiver könnte die SPD für weite Teile der Bevölkerung werden.

Auf die neue Partei- und Fraktionsführung wartet viel Arbeit. Die Debatte über die Zukunft der SPD, ja der politischen Linken in Deutschland hat begonnen. Der Sammelband "Die Krise der SPD" ist ein prononcierter Beitrag in dieser Debatte. In ihm wird die Kernfrage für die weitere Entwicklung der SPD gestellt: Welche sozialen Interessen will und soll die älteste Partei in Deutschland künftig eigentlich vertreten?

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67 Kommentare

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  • M
    Malik

    Naja, von einem lediglich leichten Stimmverlust der SPD von 1998 auf 2005 kann wohl nicht die Rede sein. Diese Mär hat die SPD nach der verlorenen, aber als Sieg gefeierten, Wahl 2005 selber erfunden.1998 ca 41,5 %, 2005 34,2 %. Mehr als 7 %. Leichter Verlust ist das schon nicht mehr.

    Seit 2005 allerdings hat die SPD das Jubeln nach einer Wahlniederlage kultiviert, heute ist das Tradition. Selbst bei 23 % haben sie am Wahlabend im Willy-Brandt-Haus wie Sieger gejubelt und gejohlt. Fand ich übrigens abstoßend.

  • O
    odrahterBua

    @Justin:

    Unter welchen Namen hat sich das Zentrum im Winter 1870/71 gegründet?

    Ich glaube unter dem Namen "Zentrum".

    Die neu erstandene CDU hätte 1945 nicht ohne Zustimmung des wiedergegründeten Zentrums beanspruchen können, der Nachfolger des "alten" Zentrums zu sein. Das Ermächtigungsgesetz spielte bei der Gründung der CDU keine Rolle, die CDU wollte vielmehr eine interkonfessionelle und weltlichere Partei als das Zentrum werden. Besonders die Herrn Gröber und Frings traten für diesen Kurs ein. Dass die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz keine Rolle spielte, wird auch dadurch deutlich, dass die CDU ingesamter rechtlastiger (pro Wiederaufrüstung usw.) als das Zentrum gesehen wurde.

    @58ac39_aek:

    Das Zentrum gibt es auch noch.

    @ thafaker:

    Ich bin nicht glücklich mit der Argumentation ADAV (1863)--- SDAP(1869)--- ADAV+SDAP= SAP ---- SAP->SPD ===== SPD älteste Partei

    Könnte ich dann nicht auch behaupten, die FDP sei die älteste Partei?

    Deutsche Fortschrittspartei (1861)---Deutsch Freisinnige Partei (1884) --- Wahlweise Freisinnige Volkspartei oder Freisinnige Vereinigung (1893) ---Fortschrittliche Volkspartei (1910) --Deutsche Demokratische Partei / Deutsche Staatspartei (1918) und schon bin ich bei Theodor Heuss.

    Kann der Titel "älteste Partei" nicht ausschließlich beansprucht werden, wenn die Partei sich auch unter ihrem jetztigen Namen gegründert hat?

  • W
    WaltaKa

    Der größte Wahlbetrüger in der Geschichte der Bundesrepublik ist Gerhard Schröder persönlich. Er trat, gemeinsam mit Lafontain, zur Wahl 1998 mit einem durchaus sozial zu nennenden Programm an. Die SPD stieß damals genau gegen die unter Kohl eingeleitete Neoliberalisierung. Genau deshalb auch gewann die SPD damals. Einige Chaos-Monate später vertrat der G. Schröder eine völlig andere Politik. Dies führte auch zum Rücktritt von O. Lafontaine. Die SPD verlor von da an beinahe jede Landtagswahl. Die endgültige Drehung vollbrachten Schröder und die SPD (+Grüne!)mit der Agenda 2010 und ihren sogen. 'Reformen zur Modernisierung des Arbeitsmarktes'. Seither geht es verdientermaßen mit der SPD massiv bergab. Ich erinnere: Deregulierung der Wirtschaft u. der Finanzmärkte (was den Eingriff von Münteferings Heuschrecken erst ermöglichte), Steuererleichterung für Unternehmen und die, dies haben, Seither ist Massenarmut und zukünftige Alterarmut wieder ein (verschwiegenes) Thema, Niedrigstlöhne, Aushöhlung des Kündigungsschutzes, Schönrechnen der Arbeitslosenstatistik, Kriegseinsatz auf dem Balkan und in Afghanistan...

    Kein Mindestlohn (die SPD hat im Bundestag! dagegen gestimmt).

    Darauf kann die SPD, um ein Wort Steinmeiers zu zitieren, "stolz" sein. Ab gehts unter 20%. "Basta" (=Regierungsstil u. geflügeltes Wort des neoliberalen Kanzlers G. Schröder).

    Gibt es eigentlich schon Recherchen für ein Buch darüber, wie sich die SPD- und Grünen- Oberen bereits während ihrer Regierungszeit Pöstchen in der Witschaft zusichern ließen und daran ihre Politik orientierten? Wäre sicher interessant. Gas-Schröder, Energie-Walter, Zeitarbeit-Clement und Nabucco-Fischer sind ja nur die Spitze.

  • ER
    Elisabeth Rosing

    Des Volkes Blut

     

    Großer Glückwunsch, die ERKENNTNIS,

    kommt für Viele viel zu spät -

    dieses dumpfe EINGESTÄNDNIS,

    hat die LEICHEN längst gebläht!

    Durch das Kohlenmonoxyd,

    singt der Tod sein garstig Lied!

    War der Teint einst grau vor Hunger,

    zeigt er sich jetzt rosig bunt -

    ein Hartz IVer, noch ein junger,

    offensichtlich sehr gesund!

     

    Die Verzweiflung läßt sie springen,

    Galgen spart das Fensterkreuz-

    hängend mit dem Tode ringen,

    sie, doch die REGIERUNG, freut´s!

    Statt dem Henkerseil, mit Laken,

    baumeln sie am Hartzer Haken!

    Wird der Kopf auch abgerissen,

    durch die Wucht, mit viel Elan -

    Blutfontänen spritzend schießen,

    geht das KEINEN etwas an!

     

    Kinder werden reihenweise,

    von den Eltern umgebracht -

    von der Leyen hat sich leise,

    mit dem Scholz davon gemacht!

    Denn nach dem Hartz IV Ermessen,

    brauchen Kinder nichts zu essen!

    Wachstum wird nicht ein berechnet,

    nur die Größe mißt das Soll -

    WINDELN sind tabu, geächtet,

    dafür gibt es ALKOHOL!

     

    Die Hartz IVer Etikette,

    von DOKTOREN wohl durchdacht -

    hängt der SPD als KLETTE,

    um den Hals, bei TAG UND NACHT!

    Jaulend japst der alte Köter,

    wer erschießt den MENSCHENTÖTER?

    Höher stapeln sich die Leichen,

    von der schwarzen PEST regiert -

    fetter werden sie, die Reichen,

    weil des Volkes Blut gut schmiert!

     

    (Elisabeth Rosing)

  • V
    vic

    Die meisten Kommentatoren haben offenbar nicht verstanden, dass es einen Unterschied zwischen Mitgliedern und Wählern gibt. Die Maßnahmen, mit denen den Parteibuch-Besitzern die Seele gestreichelt werden soll, können durchaus die breite Wählerschaft abschrecken. Das hat nix mit Esoterik zu tun...

  • LW
    L.A. WOMAN

    Ach, der liebe Thomas, der gute Verteidiger seiner Chefin als Regierungssprecher, ihm ist im Laufe der Zeit der verhangene Blick von ihr zu eigen geworden mit dem Effekt, dass die wahre Verstörung der treuen SPD-Wähler ihn nicht erreicht hat. Danke an die Kommentatoren, vor allem @Stocker, @Arne, @Graureiher, und besonders @Lankwitzerin! Siehstu Thomas, wir alle zerbrechen uns den Schädel, warum, warum bloß, alte SPD gingst du dorthin mit Schröder zu einer geradezu menschenverachtenden Maßnahme wie H4, 1Euro Jobs, Aufstockern? Dies führt doch geradezu in eine 'Resevearmee' durch Kleinschreddern der Würde dieser Menschen, nach 1-2 Jahren hat man dann mit diesem 'Humankapital' leichtes Spiel, sie sind dann die allzeit bereite Lohndrückerkolonne und wofür?

    Für die Großkonzerne und Banken zum größtmöglichen Profit. Eine Kollegin hat vor kurzem einen ehemals höheren Bankangestellten als 1 Euro-Jobber wiedergetroffen. Der Mann ist völlig gebrochen, für ihn kamen die billigen Kräfte! Wie war das noch: Die DB aka Ackermann bettelte erst des nächtens bei Merkel um 18 Mrd auf Tod und Leben, und heute hat er schamlos mit den Gewinnen aus den gleichen Methoden wie vor der Krise eben mal die Bank Sal Oppenheim gekauft, aber nur die Filetstückchen! Gut, die FDP hat mit dem Lambsdorff Papier seinerzeit den Weg dorthin vorgezeichnet, aber wer spricht heute noch davon? Die SPD hat den großen Fehler gemacht, und nicht sofort nach den ersten H4 Katastrophen eine Inventur gemacht, dazu hätte es Größe bedurft, und die hatte Schröder n i c h t . Er hatte wohl zu viel Komplexe, wollte unbedingt zu den Großen dazugehören und ihnen zu Diensten sein. Auch das hat der SPD das Kreuz gebrochen.

  • H
    Hamlet

    Moment!!!

    Den relativen leichten Stimmenverlust bei der BT

    2005 der Spd lässt sich aus den neoliberalen Kurs

    der Union erklären.

    Diese wollte mit Herrn Kirchhof ein radikales

    Marktprogramm durchziehen.

    Politik aus einem Guss sowie Durchregieren war die

    Standardparole der Konservativen.

    Das führte zum plötzlichen Einbruch der Wählerzu-

    stimmung.Gerhard Schröder erkannte dies und führte

    erfolgreich eine Kampagne gegen Kirchhof und Co.

    Im Grunde genommen kam Merkel der SPD damit zu

    Hilfe.Sie lieferte genau das ideale Thema für die

    SPD.Der Leipziger Parteitag der Cdu war die Grund

    lage.

    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die SPD kein gängiges Wahlkampfthema.Sie lag weit abgeschlagen

    hinter der CDU.Aber bei der BT2009 wiederholte man

    diesen Fehler nicht noch mal.Deshalb der Wahlsieg

    der Konservativen und die verspätete Quittung

    für die Agenda 2010.Fällig wäre diese bereits

    im Jahre 2005 gewesen.

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Beati pauperes spiritu!

  • D
    dietah

    Geht auch einfacher:

     

    Neoliberal machen und sozialdemokratisch draufschreiben funktioniert auch nur eine Weile.

     

    Irgendwann entdeckt auch der Deutsche Michel dass die Karotte in Wahrheit gar keine italienische Edelsalami ist.

    Und dann wird er halt sauer.

  • M
    metro

    Den "Wortbruch durch Ypsilanti" hätte die Partei schon gemeistert...wenn daneben eine klare parteipolitische Linie zu erkennen gewesen wäre. Durch das Wegignorieren als Instrument der Auseinandersetzung mit den Linken hat sich die SPD angreifbar gemacht und ihr fehlendes Profil offenbart.

    Hinzu kommt, dass der ewige Streit in der politischen Linken die SPD (und die anderen Partein) klein halten wird.

     

    Warum kann sich die SPD nichtmal neuer, moderner Mittel bedienen: Sich neu ausrichten/aufstellen mit glasklarem Leitbild.

    Naja, sie wird weitermachen wie bisher um die letzten 20 Prozent zu halten.

  • T
    thafaker

    @odrahterBua

     

    im Grunde genommen ist es die älteste Partei Deutschlands. Bebel und Liebknecht haben die SDAP 1869 in Eisennach gegründet.

     

    1875 kam es dann zur Vereinigung mit dem ADAV zur SAP in Gotha. Im Zuge des Erfurter Programmes benannten sie sich dann in SPD um. Die Wurzeln sind aber die SDAP und der ADAV. Die Protagonisten waren ja auch die gleichen. Gut, was den Stolz betrifft, resultiert der aus der Geschichte der Partei, welche wahrlich Höhen und Tiefen hatte.

     

    Ehrlich gesagt, bin ich völlig überfragt welchen Kurs die SPD einschlagen sollte, um Vertrauen zurück zu erlangen. Die Agenda 2010 kann es nicht alleine gewesen sein, sonst wäre die SPD schon 2005 massiv angestraft wurden.

     

    Ich denke eher, es war ein großer Fehler in die große Koaltion einzutreten, ein großer Fehler die Mehrwertsteuer mit erhöht und die Rente mit 67 eingeführt zu haben.

     

    Am gravierensten jedoch,was mit im Wahlkampf und den letzen vier Jahren auffiel, dass die keine Visionen mehr für eine besseres Deutschland hatten. Wenn ich da noch an 1998 denke. Da gab es ein Vision und ein Projekt rotgrün.

     

    Gut, ich muss dazu sagen, das dies im Moment alle Parteien betrifft die uns im Bundestag vertreten. Ein richtiges Konzept/Vision die einen mitreißt hat keine Partei. Weder das konservative, noch das linke Spektrum.

     

    Ich kann den Sozialdemokraten nur raten, mal in sich zu gehen und ein wenig Selbstreflektion zu betreiben. Zu definieren wer sie eigentlich sind, wofür sie stehen und wohin sie eigentlich hin wollen. Den eines ist Fakt, die Sozialdemokratie wird in den nächsten Jahren mehr den je gebraucht werden.

  • SE
    Stephan Ebers

    Die Zerissenheit der SPD ist uralt. Bereits Ebert stritt mit Scheidemann über die Ausrufung der Republik. Herrlich sind Kurt Tucholskis Satiren über die SPD. Aktuell bis heute. Ich habe nie verstanden, warum in unserer Familie immer nur getuschelt wurde, wer auch in der Partei wäre und dass man das ja nicht an die große Glocke hängen sollte. Zu dieser Zeit besaß die SPD die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus und Willy Brandt war regierender Bürgermeister. Eine Partei, immer am Rande der Selbstverleugnung mit ungestillter Gier zur Macht. Kein Wunder, dass mit dem Godesberger Programm die letzten Prinzipien über Bord geworfen wurden. In den 70er Jahren drängelten sich Leute in Parteiämter, die entweder verkrachte Studenten waren,oder den steinigen Weg in der Wirtschaft scheuten und andere im normalen Leben Leben Erfolglose, die mit wenig Aufwand Karriere machen wollten. Solcherart Führungspersonal kann in Krisensituationen nicht handeln, weil sie nicht wissen, wie man Verantwortungsbewusstsein schreibt, aber dafür sehr gut heiße Luft verbreiten. Diese Parvenüs bedienten sich an ihnen nicht gehörenden Fleischtöpfen und lösten riesige Skandale aus. Die sind heute vielleicht vergessen, nicht aber bei den altgedienten Genossen. Stichworte: Coop, Neue Heimat, Bremer Vulcanwerft - da wurden nicht nur Gewerkschaftler in den Abgrund gerissen, sondern auch die damit verfilzten Genossen taten ein Übriges um die SPD - Anhängerschaft zu dezimieren.

    Spätestens seit der plumpen Nötigung zur Stimmabgabe wider des eigenen Gewissens unter Gerhard Schröder hat diese Partei ausgespielt. Ihre programmatischen Aussagen werden von anderen Parteien ebenso vertreten und die Originale zieht der Wähler im Ernstfall vor. Allein das Auswechseln der angejahrten Totengräber im Parteivorstand wird keine neuen Ziele am Horizont erscheinen lassen. Zu hoch gepokert - aber leider dabei auch noch den Sozialstaat verspielt. Die Parteimitglieder hätten viel früher ihren eigenen Hasardeuren ordentlich auf die Finger hauen sollen.

  • R
    Rheinpirat

    "Je mehr aber die Mitglieder mit ihrer SPD wieder zufrieden sind, desto unattraktiver könnte die SPD für weite Teile der Bevölkerung werden."

     

    Das ist eine dreiste Behauptung. Und noch dreister ist, dass Sie keine Begründung anführen!

     

    Bei solchen Schmierenparolen kann ich mich nur Herrn Stocker anschließen: "Genau solche Leute wie Sie, genau das ist doch das Problem der SPD, [...]"

  • AM
    Arne M.

    Der Grundtenor des Buches ist absolut zutreffend. Die SPD befindet sich tief in einer politischen Repräsentationskrise. Die Parteiführung hat sich zunehmend oligarchisiert und so den Kontakt zur Basis verloren. Während in Berlin ein technokratischer Pragmatismus mit Basta! an der Basis vorbei gemacht wird, darf der Ortsverband sich im Wahlkampf die Kritik der Menschen um die Ohren hauen lassen.

     

    Nach Piere Bourdieu könnte man anylsieren, dass politische Feld und in ihm die politische Klasse hat sich verselbständigt. Wenn ein Frank Walter Steinmeier nach der Wahlkatastrophe, für die er zumindest mitverantwortlich ist, sichim Fernsehen noch am selbgigen Abend eigenhändig mit einem haarsträubenden Selbstverständis an den knapp 500 000 Mitgliedern vorbei, zum Fraktionsführer kührt spricht dieses nur für sich und leider Gottes gegen die derzeitige Situation der Volkspartei SPD.

     

    Aber solange es sich die Genosse, ideenarm und in gewohnter Manier, mit einer Schachtel Pflaster am Krankenbett der Republik bequem machen scheint die Zukunft der Partei in einem dunklen Lichte

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Wir leben mitten in einem kulturhistorischen Epochenwechsel, der die Steuerungs- und Rahmenbedingungen für eine machtsystem-minimierende Gesellschaft allseits sich entwickelnder Menschen an die Stelle eines fastgeheimen 2%-Wachstumszwangabsolutismus setzt - und niemand von der SPD begreift dies. Das ist das Problem der SPD. Niemand begreift die Logik der Krise und der Lage oder er ist zu feig, diesen Erkenntnisstand in die öffentliche Diskussion einzuführen.

     

    Ähnlich unbedarft war Erich Honecker seit 1986 und von der Dimension der Michael Gorbatschows Perestroika völlig überfordert. Sollte Angela Merkel die einzige Politikerin sein, die die Lage auf die Reihe bekommt?

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Was für Pillen muss man nehmen, um so stoned zu sein? Und wo gibt es die zu kaufen?

  • MK
    Manfred Kaiser

    Steg vermutet eine negative Korrelation zwischen Wählergunst und Zufriedenheit der Parteimitglieder. Das ist absolut widersinnig. Wahr ist vielmehr: Die Führungsklique der SPD hat sich immer mehr von "sozial" und "demokratisch" verabschiedet. Bleibt PD übrig, und bei der möchte keiner Mitglied sein und kaum jemand wird wird dieses Gebilde wählen. So einfach ist das.

  • J
    Justin

    "Erst im Herbst 1890 benannte sich die SAPD in SPD um"

     

    richtig bemerkt. Die Zentrumspartei gründete sich aber auch unter anderem Namen. Außerdem hat die Zentrumspartei keine Bedeutung mehr und ist nur deshalb "Nachfolger" der historischen Zentrumspartei, weil die CDU sich weigert, sich als deren Nachfolger zu sehen (Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz etc.) was wieder ein Gegenargument zur Umbenennungsthese.

    Beide Vorläufer der SPD würden früher gegründet. 1963 der ADAV, 1869 SDAP.

  • 5
    58ac39_aek

    @ odrahterBua: Im Gegensatz zur Zentrumspartei gibt es die SPD noch.

    In seiner umstrittenen Analyse des "sozialstaatlichen Protektionismus zu Gunsten der kleinen Leute", dem "NS-Regime der sozialen Wärme" im "Dritten Reich" hat Götz Aly möglicherweise auf die Wurzeln der von Schröder Enttäuschten verwiesen. "Götz Aly betrachtet aus einem Blickwinkel, der sie als Gefälligkeitsdiktatur zeigt. Hitler, die Gauleiter, Minister und Staatssekretäre agierten als klassische Stimmungspolitiker. Sie fragten sich täglich, wie sie die Zufriedenheit der deutschen Mehrheitsbevölkerung sichern konnten. Auf der Basis von Geben und Nehmen erkauften sie sich deren Zustimmung oder wenigstens Gleichgültigkeit durch eine Fülle von Steuerprivilegien, mit Millionen Tonnen geraubter Lebensmittel und mit der Umverteilung des »arisierten« Eigentums von verfolgten und ermordeten Juden aus ganz Europa. Den Deutschen ging es im Zweiten Weltkrieg besser als je zuvor, sie sahen im nationalen Sozialismus die Lebensform der Zukunft – begründet auf Raub, Rassenkrieg und Mord." Zu fragen ist, ob und wie in der westlichen Bundesrepublik und in der östlichen DDR nach dem 2. Weltkrieg an Elemente dieser NS-Sozialpolitik angeknüpft wurde. Zu fragen ist, ob von daher die vielen Enttäuschungen kamen, die sich nun in der Wählerflucht weg von der SPD ausdrücken.

  • E
    Edelweiß

    Wo war denn das viel bemühte linke Spektrum der SPD bei den Abstimmungen? Jetzt Bücher, mit durchaus richtigen Analysen, zu schreiben erweckt den Eindruck eines Fusballspielers, der bei einem Faul erwischt wurde - ich hab garnix gemacht.

     

    Wortbruch durch Ypsilanti? Die SPD-Abweichler, welche ganz plötzlich ihr Gewissen entdeckten haben für die Zukunft sicher ausgesorgt.

     

    "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Herr Steg, für diese völlig absurde Theorie wäre eine Erkärung sehr interessant.

     

    Aus meiner Familie hat keiner mehr die SPD gewählt und Leute wie dieser Herr Steg, die den Menschen Sand in die Augen streuen wollen sind auch ein Grund dafür.

  • DN
    Dr. No

    Die SPD ist grade scheiße drauf. Kann man verstehen. Was macht sie? In ihrem Frust haut sie auf alles drauf: Auf die Unterschicht (Sarrazin), auf die Linken (Nahles, Müntefering), auf die Manager (Münte), auf den Gegner (Stegner), auf sich selbst (Gabriel). Hallo! Mit lauter Negativ-Aussagen gewinnt man doch die Menschen nicht. Wir wollen von euch einen positiven Politikentwurf haben, der Wähler ist der denkbar ungeeigneste Platz, seinen Frust abzuladen. Der einzige, der in der SPD eine halbwegs positive Ausstrahlung hat, ist Matthias Platzeck. Lafontaine von den Linken ist zwar sehr kompetent, hat aber auch wenig positive Ausstrahlung (war wohl zu lange bei der SPD) - aber dafür hat die Linke ja Gregor Gysi oder auch Dagmar Enkelmann. Freunde, macht euch mal locker, lasst eure Obermacker (die Steini-boys) einfach rechts liegen, spuckt in die Hände und fangt ganz von vorne an.

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Was für Pillen muss man nehmen, um so stoned zu sein? Und wo gibt es die zu kaufen?

  • K
    klömpi

    Zuallererst, die Krise der SPD wurde nicht 'ausgelöst', wie es immer so schön kolportiert wird. Die Krise der SPD liegt in ihrem eigenen Wandel zugrunde, von der Arbeiterpartei hin zur möchtegern-Intellektuellen-Partei, und nebenbei veranstaltet man dann mal eben ein solches Sozialmassaker wie die Agenda 2010. Die SPD ist völlig profillos geworden, man sollte sie vielmehr in SPDUNIONSFDPGRÜNE umtaufen, dann hat man dass passende Etikett für den Inhalt.

    @ M. Stocker

    Sie solten sich die Definition von Wortbruch nochmal anschauen. Ypsilanti war nur ein Symptom, aber trotzdem ausgestattet mit hochgradiger Gewissenlosigkeit und krimineller Energie, denn sowas brauch man wenn man einen derartigen auf persönlichen Machthunger hin initierten 'Schachzug' als politische Notwendigkeit verkaufen will. Gegen diese Person sehen die Herren Matschie und Co. wirklich wie Amateure aus.

  • L
    Lankwitzerin

    Der Absturz der SPD kam nicht nur durch eigene Fehler. Daran haben viele mitgewirkt. Hauptsächlich die Mietmäuler der CDU (Bild, ZDF, Burda), forderten für jeden Fehler eines Sozialdemokraten sofort seinen politischen Tod. –

     

    Zurecht erwarten die Deutschen von Sozialdemokraten mehr Moral und Wahrheit, als von anderen.

    Aber ist dieses Abstrafen noch gerecht und verhältnismäßig, wenn andere Schwarze Kassen unterhalten und "Spender" verschweigen?

    Trotz Rechtsbruch führender Mandatsträger erringt die CDU bereits nach 4 Jahren wieder Regierungsmehrheiten. Das ist messen mit zweierlei Maß. Zumal die "Agenda 2010" nur von der SPD initiiert wurde, was am Ende "Hartz IV"-Gesetz wurde hat die CDU im BundesRAT bestimmt.

     

    Jetzt hat Deutschland diese gänzlich überbewerte Kanzlerin an der Backe. Tut mir leid, ich kann mir Merkel nun mal nicht "schön saufen".

    Der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag ist für mich ein toxisches Papier.

    Schattenhaushalt? Sondervermögen? Was das noch kostet, wissen wir (vielleicht) erst in zehn Jahren.

     

    Union-FDP nehmen irreversible Weichenstellungen vor: AKW-Laufzeitverlängerungen.

    Das ist ein terroristischer Angriff auf die Zukunft meiner Kinder und Enkel. Aber, die machtlose SPD kann nichts dagegen tun.

    Die SPD ist von einer Kümmerer-Partei zu einer beliebigen Partei verkümmert.

    Neues Vertrauen zu erringen, dürfte Jahre dauern.

    Vielleicht sollte es die SPD auch mit einer mutigen Führungspersönlichkeit versuchen?

    Die CDU wurde von einer Frau aus dem Osten gerettet. Merkels Verdienst!

    Doch leider hat die SPD keinen Spendeneintreiber, wie Helmut Kohl. Der hat die erbettelten Millionen in "Hintergrundgesprächen" verteilen können. Damit funktioniert dieser Rechtsstaat gleich "wie geschmiert".

    Friedrich Merz konnte dann die CDU-Spendenaffäre für beendet erklären. Seitdem war das Thema für die Medien tatsächlich auch erledigt, und der Ehrenwort haltende Helmut Kohl wird nicht mehr mit Fragen "belästigt".

  • E
    ebertus

    Stegisierte Worthülsen; und es ist ja viiiel komplizierter. Der normale Wähler, das normale Mitglied vestand und versteht dies nicht, wir brauchen da noch ein, zwei, viele Stege über den reißenden Fluß des Projektes 18 minus X. Und statt dem Hinweis auf Ypsilanti wäre der Steg zu Beck, dem schäbigen Umgang mit eben diesem viel zielführender gewesen.

     

    Schließ mich ansonsten hier einem Vorschreiber an, genau diese Leute wie Steg, bornierte Besserwisser, uns die Welt Erklärer, mit beinahe Unfehlbarkeit gesegnet, genau diesen Typus braucht die SPD - als Totengräber, als Erfüllungsgehilfen der INSM.

     

    Danke; ein ehemaliger Willy-Wähler!

  • G
    Graureiher

    „Die Debatte über die Zukunft der SPD, ja der politischen Linken in Deutschland hat begonnen...“

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken in Deutschland wird längst woanders geführt, da ist die SPD aus dem Spiel. Sie hat ihre traditionelle Klientel verraten um als Partei der (besser verdienenden) Leistungsträger eine lukrativere Zielgruppe bedienen zu können. Das war keine zufällige Entscheidung, sondern logische Konsequenz aus der neoliberalen Wende in der SPD-Politik. Die Folgen dieser Politik müssen allen Verantwortlichen klar gewesen sein: Entsolidarisierung der Gesellschaft, verschärfte Gegensätze zwischen Arm und Reich, Klassenkampf von Oben, Massenarmut.

    Diese Folgen sind politisch gewollt und bereits in den 80er Jahren zu Kohls Zeiten von den neoliberalen Strategen diskutiert worden, damals unter dem Stichwort „Zweidrittel-Gesellschaft“. Kernthese: das untere Drittel der Gesellschaft kann ohne Gefährdung des politisch-wirtschaftlichen Systems weitgehend ökonomisch und sozial ausgegrenzt werden. Die Umsetzung dieses Konzeptes war vor der Wiedervereinigung wegen der Schaufensterfunktion Westdeutschlands nach Osten nicht opportun und von einer konservativen Regierung gegen eine starke sozialdemokratische Opposition und gegen die Gewerkschaften auch nicht durchzusetzen.

    Es bedurfte schon einer SPD-Regierung, um dem neoliberalen Projekt in Deutschland Schwung zu geben. Die schröderschen Reformen waren nichts anderes als der bewusste Einstieg in die Zweidrittel-Gesellschaft. Zum Teil ist die Kalkulation der Neoliberalen sogar aufgegangen: ein großer Teil ehemaliger SPD-Wähler wanderte zu den Nichtwählern . Aber eben nicht genug, sehr viele finden sich in der Partei DIE LINKE wieder, und so erreicht eine Partei, die nach Meinung aller führenden Meinungsmacher gar nicht entstehen konnte, bei der Bundestagswahl über 11% der Stimmen, und das gegen die massive Propaganda aller Pressekonzerne und der öffentlich-rechtlichen Medien.

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken findet hier statt, ohne Rücksicht auf rechte Seilschaften und hoffentlich ohne allzu viel Rücksicht auf Postenjäger und Politkarrieristen!

  • G
    Graureiher

    „Die Debatte über die Zukunft der SPD, ja der politischen Linken in Deutschland hat begonnen...“

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken in Deutschland wird längst woanders geführt, da ist die SPD aus dem Spiel. Sie hat ihre traditionelle Klientel verraten um als Partei der (besser verdienenden) Leistungsträger eine lukrativere Zielgruppe bedienen zu können. Das war keine zufällige Entscheidung, sondern logische Konsequenz aus der neoliberalen Wende in der SPD-Politik. Die Folgen dieser Politik müssen allen Verantwortlichen klar gewesen sein: Entsolidarisierung der Gesellschaft, verschärfte Gegensätze zwischen Arm und Reich, Klassenkampf von Oben, Massenarmut.

    Diese Folgen sind politisch gewollt und bereits in den 80er Jahren zu Kohls Zeiten von den neoliberalen Strategen diskutiert worden, damals unter dem Stichwort „Zweidrittel-Gesellschaft“. Kernthese: das untere Drittel der Gesellschaft kann ohne Gefährdung des politisch-wirtschaftlichen Systems weitgehend ökonomisch und sozial ausgegrenzt werden. Die Umsetzung dieses Konzeptes war vor der Wiedervereinigung wegen der Schaufensterfunktion Westdeutschlands nach Osten nicht opportun und von einer konservativen Regierung gegen eine starke sozialdemokratische Opposition und gegen die Gewerkschaften auch nicht durchzusetzen.

    Es bedurfte schon einer SPD-Regierung, um dem neoliberalen Projekt in Deutschland Schwung zu geben. Die schröderschen Reformen waren nichts anderes als der bewusste Einstieg in die Zweidrittel-Gesellschaft. Zum Teil ist die Kalkulation der Neoliberalen sogar aufgegangen: ein großer Teil ehemaliger SPD-Wähler wanderte zu den Nichtwählern . Aber eben nicht genug, sehr viele finden sich in der Partei DIE LINKE wieder, und so erreicht eine Partei, die nach Meinung aller führenden Meinungsmacher gar nicht entstehen konnte, bei der Bundestagswahl über 11% der Stimmen, und das gegen die massive Propaganda aller Pressekonzerne und der öffentlich-rechtlichen Medien.

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken findet hier statt, ohne Rücksicht auf rechte Seilschaften und hoffentlich ohne allzu viel Rücksicht auf Postenjäger und Politkarrieristen!

  • F
    Feldwoman

    Natürlich kann Herr Steg seine Aussage "Je mehr aber die Mitglieder mit ihrer SPD wieder zufrieden sind, desto unattraktiver könnte die SPD für weite Teile der Bevölkerung werden" nicht begründen. Die Erfahrung der vergangenen 11 Jahre besagt exakt das Gegenteil: Die Mitglieder werden immer unzufriedener, die Wählerstimmen gehen gleichermaßen zurück. Die Empirieresistenz des Autors ist allerdings nicht besonders erstaunlich. Welcher führende Sozialdemokrat lässt sich schon großartig von Fakten beeindrucken?

  • O
    odrahterBua

    Die SPD ist wirklich ein Phänomen. Ich kenne nichts auf dieser Erde, was es schafft, aber wirklich jeden Tag mir noch unsympathischer zu werden.

     

    Es spricht für das übersteigerte Selbstbild der SPD, wenn Herr Steg seine Partei die älteste Deutschlands nennt. Die Tatsache, dass dies eigentlich die Zentrumspartei ist, verschweigt er in seiner Hybris. Erst im Herbst 1890 benannte sich die SAPD in SPD um.

  • BB
    Bodo Bender

    Exzellenter Beitrag, der das Dilemma der SPD in großer Klarheit aufzeigt. Der Sündenfall Agenda 2010 ist zwar der entscheidende fortwirkende SPD-Kulturbruch. Nur kann die daraus folgende Vertreibung aus dem Paradies nicht dadurch rückgängig gemacht werden, dass der Sündenfall zurückgenommen wird. Was nun - SPD? 16 Jahre Opposition, wie einst? Das wäre längst nicht das Schlimmste, stellt sich doch die Frage, ob die SPD je wieder aus dem Zustand der mittelgroßen Partei, in den sie durch die Wahl 2009 geraten ist, je wieder herausfindet und je wieder zur Volkspartei wird.

  • D
    dissenter

    Das habe ich jetzt nicht verstanden: Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden.

    Kann Herr Steg dies begründen? Oder geht es einem Vertreter der Schröder-Steinmeier-SPD darum, die dringend notwendige Diskussion AUCH über die Agenda 2010 zu unterbinden?

  • US
    Uwe Sak

    Ist nicht die Deutsche Zentrumspartei die älteste Partei Deutschlands? Zumindest trägt sie diesen Namenszusatz: Älteste Partei Deutschlands – gegründet 1870.

  • MS
    M. Stocker

    Wortbruch durch Ypsilanti? Herr Steg, gehts noch? Genau solche Leute wie Sie, genau das ist doch das Problem der SPD, dass sie sich die Durchsetzung sozialdemokratischer Politik von ihrer vergreisten Parteiführung in Zusammenarbeit mit den Schmierenjournalisten von Bild, FAZ, Welt, Spiegel und Taz als 'Wortbruch' vom Butterbrot ziehen lässt. Wortbruch, mein Freundchen, haben nach der letzten Wahlrunde die Herren Matschie und Ulrich begangen. Und damals die drei sozialdemokratischen Vollidioten aus Hessen, denen es erst NACH den Koalitionsvereinbarungen einfiel, dass sie lieber den Ganzen Verein im politischen Orkus verschwinden lassen, als einmal gegenüber dem konservativen Presse- und Partei-Gezeter Rückrat zu beweisen.

  • TK
    Tony König

    „Angesichts des desolaten Zustandes der SPD anno 2009, würde sich Willy Brandt nicht nur im Grabe rumdrehen; sondern vermutlich noch tiefer eingraben!“

    *

    Tony König

    *

    - aktiv in den sozialen Bewegungen -

  • M
    Malik

    Naja, von einem lediglich leichten Stimmverlust der SPD von 1998 auf 2005 kann wohl nicht die Rede sein. Diese Mär hat die SPD nach der verlorenen, aber als Sieg gefeierten, Wahl 2005 selber erfunden.1998 ca 41,5 %, 2005 34,2 %. Mehr als 7 %. Leichter Verlust ist das schon nicht mehr.

    Seit 2005 allerdings hat die SPD das Jubeln nach einer Wahlniederlage kultiviert, heute ist das Tradition. Selbst bei 23 % haben sie am Wahlabend im Willy-Brandt-Haus wie Sieger gejubelt und gejohlt. Fand ich übrigens abstoßend.

  • O
    odrahterBua

    @Justin:

    Unter welchen Namen hat sich das Zentrum im Winter 1870/71 gegründet?

    Ich glaube unter dem Namen "Zentrum".

    Die neu erstandene CDU hätte 1945 nicht ohne Zustimmung des wiedergegründeten Zentrums beanspruchen können, der Nachfolger des "alten" Zentrums zu sein. Das Ermächtigungsgesetz spielte bei der Gründung der CDU keine Rolle, die CDU wollte vielmehr eine interkonfessionelle und weltlichere Partei als das Zentrum werden. Besonders die Herrn Gröber und Frings traten für diesen Kurs ein. Dass die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz keine Rolle spielte, wird auch dadurch deutlich, dass die CDU ingesamter rechtlastiger (pro Wiederaufrüstung usw.) als das Zentrum gesehen wurde.

    @58ac39_aek:

    Das Zentrum gibt es auch noch.

    @ thafaker:

    Ich bin nicht glücklich mit der Argumentation ADAV (1863)--- SDAP(1869)--- ADAV+SDAP= SAP ---- SAP->SPD ===== SPD älteste Partei

    Könnte ich dann nicht auch behaupten, die FDP sei die älteste Partei?

    Deutsche Fortschrittspartei (1861)---Deutsch Freisinnige Partei (1884) --- Wahlweise Freisinnige Volkspartei oder Freisinnige Vereinigung (1893) ---Fortschrittliche Volkspartei (1910) --Deutsche Demokratische Partei / Deutsche Staatspartei (1918) und schon bin ich bei Theodor Heuss.

    Kann der Titel "älteste Partei" nicht ausschließlich beansprucht werden, wenn die Partei sich auch unter ihrem jetztigen Namen gegründert hat?

  • W
    WaltaKa

    Der größte Wahlbetrüger in der Geschichte der Bundesrepublik ist Gerhard Schröder persönlich. Er trat, gemeinsam mit Lafontain, zur Wahl 1998 mit einem durchaus sozial zu nennenden Programm an. Die SPD stieß damals genau gegen die unter Kohl eingeleitete Neoliberalisierung. Genau deshalb auch gewann die SPD damals. Einige Chaos-Monate später vertrat der G. Schröder eine völlig andere Politik. Dies führte auch zum Rücktritt von O. Lafontaine. Die SPD verlor von da an beinahe jede Landtagswahl. Die endgültige Drehung vollbrachten Schröder und die SPD (+Grüne!)mit der Agenda 2010 und ihren sogen. 'Reformen zur Modernisierung des Arbeitsmarktes'. Seither geht es verdientermaßen mit der SPD massiv bergab. Ich erinnere: Deregulierung der Wirtschaft u. der Finanzmärkte (was den Eingriff von Münteferings Heuschrecken erst ermöglichte), Steuererleichterung für Unternehmen und die, dies haben, Seither ist Massenarmut und zukünftige Alterarmut wieder ein (verschwiegenes) Thema, Niedrigstlöhne, Aushöhlung des Kündigungsschutzes, Schönrechnen der Arbeitslosenstatistik, Kriegseinsatz auf dem Balkan und in Afghanistan...

    Kein Mindestlohn (die SPD hat im Bundestag! dagegen gestimmt).

    Darauf kann die SPD, um ein Wort Steinmeiers zu zitieren, "stolz" sein. Ab gehts unter 20%. "Basta" (=Regierungsstil u. geflügeltes Wort des neoliberalen Kanzlers G. Schröder).

    Gibt es eigentlich schon Recherchen für ein Buch darüber, wie sich die SPD- und Grünen- Oberen bereits während ihrer Regierungszeit Pöstchen in der Witschaft zusichern ließen und daran ihre Politik orientierten? Wäre sicher interessant. Gas-Schröder, Energie-Walter, Zeitarbeit-Clement und Nabucco-Fischer sind ja nur die Spitze.

  • ER
    Elisabeth Rosing

    Des Volkes Blut

     

    Großer Glückwunsch, die ERKENNTNIS,

    kommt für Viele viel zu spät -

    dieses dumpfe EINGESTÄNDNIS,

    hat die LEICHEN längst gebläht!

    Durch das Kohlenmonoxyd,

    singt der Tod sein garstig Lied!

    War der Teint einst grau vor Hunger,

    zeigt er sich jetzt rosig bunt -

    ein Hartz IVer, noch ein junger,

    offensichtlich sehr gesund!

     

    Die Verzweiflung läßt sie springen,

    Galgen spart das Fensterkreuz-

    hängend mit dem Tode ringen,

    sie, doch die REGIERUNG, freut´s!

    Statt dem Henkerseil, mit Laken,

    baumeln sie am Hartzer Haken!

    Wird der Kopf auch abgerissen,

    durch die Wucht, mit viel Elan -

    Blutfontänen spritzend schießen,

    geht das KEINEN etwas an!

     

    Kinder werden reihenweise,

    von den Eltern umgebracht -

    von der Leyen hat sich leise,

    mit dem Scholz davon gemacht!

    Denn nach dem Hartz IV Ermessen,

    brauchen Kinder nichts zu essen!

    Wachstum wird nicht ein berechnet,

    nur die Größe mißt das Soll -

    WINDELN sind tabu, geächtet,

    dafür gibt es ALKOHOL!

     

    Die Hartz IVer Etikette,

    von DOKTOREN wohl durchdacht -

    hängt der SPD als KLETTE,

    um den Hals, bei TAG UND NACHT!

    Jaulend japst der alte Köter,

    wer erschießt den MENSCHENTÖTER?

    Höher stapeln sich die Leichen,

    von der schwarzen PEST regiert -

    fetter werden sie, die Reichen,

    weil des Volkes Blut gut schmiert!

     

    (Elisabeth Rosing)

  • V
    vic

    Die meisten Kommentatoren haben offenbar nicht verstanden, dass es einen Unterschied zwischen Mitgliedern und Wählern gibt. Die Maßnahmen, mit denen den Parteibuch-Besitzern die Seele gestreichelt werden soll, können durchaus die breite Wählerschaft abschrecken. Das hat nix mit Esoterik zu tun...

  • LW
    L.A. WOMAN

    Ach, der liebe Thomas, der gute Verteidiger seiner Chefin als Regierungssprecher, ihm ist im Laufe der Zeit der verhangene Blick von ihr zu eigen geworden mit dem Effekt, dass die wahre Verstörung der treuen SPD-Wähler ihn nicht erreicht hat. Danke an die Kommentatoren, vor allem @Stocker, @Arne, @Graureiher, und besonders @Lankwitzerin! Siehstu Thomas, wir alle zerbrechen uns den Schädel, warum, warum bloß, alte SPD gingst du dorthin mit Schröder zu einer geradezu menschenverachtenden Maßnahme wie H4, 1Euro Jobs, Aufstockern? Dies führt doch geradezu in eine 'Resevearmee' durch Kleinschreddern der Würde dieser Menschen, nach 1-2 Jahren hat man dann mit diesem 'Humankapital' leichtes Spiel, sie sind dann die allzeit bereite Lohndrückerkolonne und wofür?

    Für die Großkonzerne und Banken zum größtmöglichen Profit. Eine Kollegin hat vor kurzem einen ehemals höheren Bankangestellten als 1 Euro-Jobber wiedergetroffen. Der Mann ist völlig gebrochen, für ihn kamen die billigen Kräfte! Wie war das noch: Die DB aka Ackermann bettelte erst des nächtens bei Merkel um 18 Mrd auf Tod und Leben, und heute hat er schamlos mit den Gewinnen aus den gleichen Methoden wie vor der Krise eben mal die Bank Sal Oppenheim gekauft, aber nur die Filetstückchen! Gut, die FDP hat mit dem Lambsdorff Papier seinerzeit den Weg dorthin vorgezeichnet, aber wer spricht heute noch davon? Die SPD hat den großen Fehler gemacht, und nicht sofort nach den ersten H4 Katastrophen eine Inventur gemacht, dazu hätte es Größe bedurft, und die hatte Schröder n i c h t . Er hatte wohl zu viel Komplexe, wollte unbedingt zu den Großen dazugehören und ihnen zu Diensten sein. Auch das hat der SPD das Kreuz gebrochen.

  • H
    Hamlet

    Moment!!!

    Den relativen leichten Stimmenverlust bei der BT

    2005 der Spd lässt sich aus den neoliberalen Kurs

    der Union erklären.

    Diese wollte mit Herrn Kirchhof ein radikales

    Marktprogramm durchziehen.

    Politik aus einem Guss sowie Durchregieren war die

    Standardparole der Konservativen.

    Das führte zum plötzlichen Einbruch der Wählerzu-

    stimmung.Gerhard Schröder erkannte dies und führte

    erfolgreich eine Kampagne gegen Kirchhof und Co.

    Im Grunde genommen kam Merkel der SPD damit zu

    Hilfe.Sie lieferte genau das ideale Thema für die

    SPD.Der Leipziger Parteitag der Cdu war die Grund

    lage.

    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die SPD kein gängiges Wahlkampfthema.Sie lag weit abgeschlagen

    hinter der CDU.Aber bei der BT2009 wiederholte man

    diesen Fehler nicht noch mal.Deshalb der Wahlsieg

    der Konservativen und die verspätete Quittung

    für die Agenda 2010.Fällig wäre diese bereits

    im Jahre 2005 gewesen.

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Beati pauperes spiritu!

  • D
    dietah

    Geht auch einfacher:

     

    Neoliberal machen und sozialdemokratisch draufschreiben funktioniert auch nur eine Weile.

     

    Irgendwann entdeckt auch der Deutsche Michel dass die Karotte in Wahrheit gar keine italienische Edelsalami ist.

    Und dann wird er halt sauer.

  • M
    metro

    Den "Wortbruch durch Ypsilanti" hätte die Partei schon gemeistert...wenn daneben eine klare parteipolitische Linie zu erkennen gewesen wäre. Durch das Wegignorieren als Instrument der Auseinandersetzung mit den Linken hat sich die SPD angreifbar gemacht und ihr fehlendes Profil offenbart.

    Hinzu kommt, dass der ewige Streit in der politischen Linken die SPD (und die anderen Partein) klein halten wird.

     

    Warum kann sich die SPD nichtmal neuer, moderner Mittel bedienen: Sich neu ausrichten/aufstellen mit glasklarem Leitbild.

    Naja, sie wird weitermachen wie bisher um die letzten 20 Prozent zu halten.

  • T
    thafaker

    @odrahterBua

     

    im Grunde genommen ist es die älteste Partei Deutschlands. Bebel und Liebknecht haben die SDAP 1869 in Eisennach gegründet.

     

    1875 kam es dann zur Vereinigung mit dem ADAV zur SAP in Gotha. Im Zuge des Erfurter Programmes benannten sie sich dann in SPD um. Die Wurzeln sind aber die SDAP und der ADAV. Die Protagonisten waren ja auch die gleichen. Gut, was den Stolz betrifft, resultiert der aus der Geschichte der Partei, welche wahrlich Höhen und Tiefen hatte.

     

    Ehrlich gesagt, bin ich völlig überfragt welchen Kurs die SPD einschlagen sollte, um Vertrauen zurück zu erlangen. Die Agenda 2010 kann es nicht alleine gewesen sein, sonst wäre die SPD schon 2005 massiv angestraft wurden.

     

    Ich denke eher, es war ein großer Fehler in die große Koaltion einzutreten, ein großer Fehler die Mehrwertsteuer mit erhöht und die Rente mit 67 eingeführt zu haben.

     

    Am gravierensten jedoch,was mit im Wahlkampf und den letzen vier Jahren auffiel, dass die keine Visionen mehr für eine besseres Deutschland hatten. Wenn ich da noch an 1998 denke. Da gab es ein Vision und ein Projekt rotgrün.

     

    Gut, ich muss dazu sagen, das dies im Moment alle Parteien betrifft die uns im Bundestag vertreten. Ein richtiges Konzept/Vision die einen mitreißt hat keine Partei. Weder das konservative, noch das linke Spektrum.

     

    Ich kann den Sozialdemokraten nur raten, mal in sich zu gehen und ein wenig Selbstreflektion zu betreiben. Zu definieren wer sie eigentlich sind, wofür sie stehen und wohin sie eigentlich hin wollen. Den eines ist Fakt, die Sozialdemokratie wird in den nächsten Jahren mehr den je gebraucht werden.

  • SE
    Stephan Ebers

    Die Zerissenheit der SPD ist uralt. Bereits Ebert stritt mit Scheidemann über die Ausrufung der Republik. Herrlich sind Kurt Tucholskis Satiren über die SPD. Aktuell bis heute. Ich habe nie verstanden, warum in unserer Familie immer nur getuschelt wurde, wer auch in der Partei wäre und dass man das ja nicht an die große Glocke hängen sollte. Zu dieser Zeit besaß die SPD die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus und Willy Brandt war regierender Bürgermeister. Eine Partei, immer am Rande der Selbstverleugnung mit ungestillter Gier zur Macht. Kein Wunder, dass mit dem Godesberger Programm die letzten Prinzipien über Bord geworfen wurden. In den 70er Jahren drängelten sich Leute in Parteiämter, die entweder verkrachte Studenten waren,oder den steinigen Weg in der Wirtschaft scheuten und andere im normalen Leben Leben Erfolglose, die mit wenig Aufwand Karriere machen wollten. Solcherart Führungspersonal kann in Krisensituationen nicht handeln, weil sie nicht wissen, wie man Verantwortungsbewusstsein schreibt, aber dafür sehr gut heiße Luft verbreiten. Diese Parvenüs bedienten sich an ihnen nicht gehörenden Fleischtöpfen und lösten riesige Skandale aus. Die sind heute vielleicht vergessen, nicht aber bei den altgedienten Genossen. Stichworte: Coop, Neue Heimat, Bremer Vulcanwerft - da wurden nicht nur Gewerkschaftler in den Abgrund gerissen, sondern auch die damit verfilzten Genossen taten ein Übriges um die SPD - Anhängerschaft zu dezimieren.

    Spätestens seit der plumpen Nötigung zur Stimmabgabe wider des eigenen Gewissens unter Gerhard Schröder hat diese Partei ausgespielt. Ihre programmatischen Aussagen werden von anderen Parteien ebenso vertreten und die Originale zieht der Wähler im Ernstfall vor. Allein das Auswechseln der angejahrten Totengräber im Parteivorstand wird keine neuen Ziele am Horizont erscheinen lassen. Zu hoch gepokert - aber leider dabei auch noch den Sozialstaat verspielt. Die Parteimitglieder hätten viel früher ihren eigenen Hasardeuren ordentlich auf die Finger hauen sollen.

  • R
    Rheinpirat

    "Je mehr aber die Mitglieder mit ihrer SPD wieder zufrieden sind, desto unattraktiver könnte die SPD für weite Teile der Bevölkerung werden."

     

    Das ist eine dreiste Behauptung. Und noch dreister ist, dass Sie keine Begründung anführen!

     

    Bei solchen Schmierenparolen kann ich mich nur Herrn Stocker anschließen: "Genau solche Leute wie Sie, genau das ist doch das Problem der SPD, [...]"

  • AM
    Arne M.

    Der Grundtenor des Buches ist absolut zutreffend. Die SPD befindet sich tief in einer politischen Repräsentationskrise. Die Parteiführung hat sich zunehmend oligarchisiert und so den Kontakt zur Basis verloren. Während in Berlin ein technokratischer Pragmatismus mit Basta! an der Basis vorbei gemacht wird, darf der Ortsverband sich im Wahlkampf die Kritik der Menschen um die Ohren hauen lassen.

     

    Nach Piere Bourdieu könnte man anylsieren, dass politische Feld und in ihm die politische Klasse hat sich verselbständigt. Wenn ein Frank Walter Steinmeier nach der Wahlkatastrophe, für die er zumindest mitverantwortlich ist, sichim Fernsehen noch am selbgigen Abend eigenhändig mit einem haarsträubenden Selbstverständis an den knapp 500 000 Mitgliedern vorbei, zum Fraktionsführer kührt spricht dieses nur für sich und leider Gottes gegen die derzeitige Situation der Volkspartei SPD.

     

    Aber solange es sich die Genosse, ideenarm und in gewohnter Manier, mit einer Schachtel Pflaster am Krankenbett der Republik bequem machen scheint die Zukunft der Partei in einem dunklen Lichte

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Wir leben mitten in einem kulturhistorischen Epochenwechsel, der die Steuerungs- und Rahmenbedingungen für eine machtsystem-minimierende Gesellschaft allseits sich entwickelnder Menschen an die Stelle eines fastgeheimen 2%-Wachstumszwangabsolutismus setzt - und niemand von der SPD begreift dies. Das ist das Problem der SPD. Niemand begreift die Logik der Krise und der Lage oder er ist zu feig, diesen Erkenntnisstand in die öffentliche Diskussion einzuführen.

     

    Ähnlich unbedarft war Erich Honecker seit 1986 und von der Dimension der Michael Gorbatschows Perestroika völlig überfordert. Sollte Angela Merkel die einzige Politikerin sein, die die Lage auf die Reihe bekommt?

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Was für Pillen muss man nehmen, um so stoned zu sein? Und wo gibt es die zu kaufen?

  • MK
    Manfred Kaiser

    Steg vermutet eine negative Korrelation zwischen Wählergunst und Zufriedenheit der Parteimitglieder. Das ist absolut widersinnig. Wahr ist vielmehr: Die Führungsklique der SPD hat sich immer mehr von "sozial" und "demokratisch" verabschiedet. Bleibt PD übrig, und bei der möchte keiner Mitglied sein und kaum jemand wird wird dieses Gebilde wählen. So einfach ist das.

  • J
    Justin

    "Erst im Herbst 1890 benannte sich die SAPD in SPD um"

     

    richtig bemerkt. Die Zentrumspartei gründete sich aber auch unter anderem Namen. Außerdem hat die Zentrumspartei keine Bedeutung mehr und ist nur deshalb "Nachfolger" der historischen Zentrumspartei, weil die CDU sich weigert, sich als deren Nachfolger zu sehen (Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz etc.) was wieder ein Gegenargument zur Umbenennungsthese.

    Beide Vorläufer der SPD würden früher gegründet. 1963 der ADAV, 1869 SDAP.

  • 5
    58ac39_aek

    @ odrahterBua: Im Gegensatz zur Zentrumspartei gibt es die SPD noch.

    In seiner umstrittenen Analyse des "sozialstaatlichen Protektionismus zu Gunsten der kleinen Leute", dem "NS-Regime der sozialen Wärme" im "Dritten Reich" hat Götz Aly möglicherweise auf die Wurzeln der von Schröder Enttäuschten verwiesen. "Götz Aly betrachtet aus einem Blickwinkel, der sie als Gefälligkeitsdiktatur zeigt. Hitler, die Gauleiter, Minister und Staatssekretäre agierten als klassische Stimmungspolitiker. Sie fragten sich täglich, wie sie die Zufriedenheit der deutschen Mehrheitsbevölkerung sichern konnten. Auf der Basis von Geben und Nehmen erkauften sie sich deren Zustimmung oder wenigstens Gleichgültigkeit durch eine Fülle von Steuerprivilegien, mit Millionen Tonnen geraubter Lebensmittel und mit der Umverteilung des »arisierten« Eigentums von verfolgten und ermordeten Juden aus ganz Europa. Den Deutschen ging es im Zweiten Weltkrieg besser als je zuvor, sie sahen im nationalen Sozialismus die Lebensform der Zukunft – begründet auf Raub, Rassenkrieg und Mord." Zu fragen ist, ob und wie in der westlichen Bundesrepublik und in der östlichen DDR nach dem 2. Weltkrieg an Elemente dieser NS-Sozialpolitik angeknüpft wurde. Zu fragen ist, ob von daher die vielen Enttäuschungen kamen, die sich nun in der Wählerflucht weg von der SPD ausdrücken.

  • E
    Edelweiß

    Wo war denn das viel bemühte linke Spektrum der SPD bei den Abstimmungen? Jetzt Bücher, mit durchaus richtigen Analysen, zu schreiben erweckt den Eindruck eines Fusballspielers, der bei einem Faul erwischt wurde - ich hab garnix gemacht.

     

    Wortbruch durch Ypsilanti? Die SPD-Abweichler, welche ganz plötzlich ihr Gewissen entdeckten haben für die Zukunft sicher ausgesorgt.

     

    "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Herr Steg, für diese völlig absurde Theorie wäre eine Erkärung sehr interessant.

     

    Aus meiner Familie hat keiner mehr die SPD gewählt und Leute wie dieser Herr Steg, die den Menschen Sand in die Augen streuen wollen sind auch ein Grund dafür.

  • DN
    Dr. No

    Die SPD ist grade scheiße drauf. Kann man verstehen. Was macht sie? In ihrem Frust haut sie auf alles drauf: Auf die Unterschicht (Sarrazin), auf die Linken (Nahles, Müntefering), auf die Manager (Münte), auf den Gegner (Stegner), auf sich selbst (Gabriel). Hallo! Mit lauter Negativ-Aussagen gewinnt man doch die Menschen nicht. Wir wollen von euch einen positiven Politikentwurf haben, der Wähler ist der denkbar ungeeigneste Platz, seinen Frust abzuladen. Der einzige, der in der SPD eine halbwegs positive Ausstrahlung hat, ist Matthias Platzeck. Lafontaine von den Linken ist zwar sehr kompetent, hat aber auch wenig positive Ausstrahlung (war wohl zu lange bei der SPD) - aber dafür hat die Linke ja Gregor Gysi oder auch Dagmar Enkelmann. Freunde, macht euch mal locker, lasst eure Obermacker (die Steini-boys) einfach rechts liegen, spuckt in die Hände und fangt ganz von vorne an.

  • HV
    Hessen Vorn

    Das ist doch Esoterik: "Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden." Jetzt verstehe ich, warum die SPD die letzten Wahlen haushoch gewonnen hat: Mitglieder total unzufrieden, Wähler glücklich. Was für Pillen muss man nehmen, um so stoned zu sein? Und wo gibt es die zu kaufen?

  • K
    klömpi

    Zuallererst, die Krise der SPD wurde nicht 'ausgelöst', wie es immer so schön kolportiert wird. Die Krise der SPD liegt in ihrem eigenen Wandel zugrunde, von der Arbeiterpartei hin zur möchtegern-Intellektuellen-Partei, und nebenbei veranstaltet man dann mal eben ein solches Sozialmassaker wie die Agenda 2010. Die SPD ist völlig profillos geworden, man sollte sie vielmehr in SPDUNIONSFDPGRÜNE umtaufen, dann hat man dass passende Etikett für den Inhalt.

    @ M. Stocker

    Sie solten sich die Definition von Wortbruch nochmal anschauen. Ypsilanti war nur ein Symptom, aber trotzdem ausgestattet mit hochgradiger Gewissenlosigkeit und krimineller Energie, denn sowas brauch man wenn man einen derartigen auf persönlichen Machthunger hin initierten 'Schachzug' als politische Notwendigkeit verkaufen will. Gegen diese Person sehen die Herren Matschie und Co. wirklich wie Amateure aus.

  • L
    Lankwitzerin

    Der Absturz der SPD kam nicht nur durch eigene Fehler. Daran haben viele mitgewirkt. Hauptsächlich die Mietmäuler der CDU (Bild, ZDF, Burda), forderten für jeden Fehler eines Sozialdemokraten sofort seinen politischen Tod. –

     

    Zurecht erwarten die Deutschen von Sozialdemokraten mehr Moral und Wahrheit, als von anderen.

    Aber ist dieses Abstrafen noch gerecht und verhältnismäßig, wenn andere Schwarze Kassen unterhalten und "Spender" verschweigen?

    Trotz Rechtsbruch führender Mandatsträger erringt die CDU bereits nach 4 Jahren wieder Regierungsmehrheiten. Das ist messen mit zweierlei Maß. Zumal die "Agenda 2010" nur von der SPD initiiert wurde, was am Ende "Hartz IV"-Gesetz wurde hat die CDU im BundesRAT bestimmt.

     

    Jetzt hat Deutschland diese gänzlich überbewerte Kanzlerin an der Backe. Tut mir leid, ich kann mir Merkel nun mal nicht "schön saufen".

    Der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag ist für mich ein toxisches Papier.

    Schattenhaushalt? Sondervermögen? Was das noch kostet, wissen wir (vielleicht) erst in zehn Jahren.

     

    Union-FDP nehmen irreversible Weichenstellungen vor: AKW-Laufzeitverlängerungen.

    Das ist ein terroristischer Angriff auf die Zukunft meiner Kinder und Enkel. Aber, die machtlose SPD kann nichts dagegen tun.

    Die SPD ist von einer Kümmerer-Partei zu einer beliebigen Partei verkümmert.

    Neues Vertrauen zu erringen, dürfte Jahre dauern.

    Vielleicht sollte es die SPD auch mit einer mutigen Führungspersönlichkeit versuchen?

    Die CDU wurde von einer Frau aus dem Osten gerettet. Merkels Verdienst!

    Doch leider hat die SPD keinen Spendeneintreiber, wie Helmut Kohl. Der hat die erbettelten Millionen in "Hintergrundgesprächen" verteilen können. Damit funktioniert dieser Rechtsstaat gleich "wie geschmiert".

    Friedrich Merz konnte dann die CDU-Spendenaffäre für beendet erklären. Seitdem war das Thema für die Medien tatsächlich auch erledigt, und der Ehrenwort haltende Helmut Kohl wird nicht mehr mit Fragen "belästigt".

  • E
    ebertus

    Stegisierte Worthülsen; und es ist ja viiiel komplizierter. Der normale Wähler, das normale Mitglied vestand und versteht dies nicht, wir brauchen da noch ein, zwei, viele Stege über den reißenden Fluß des Projektes 18 minus X. Und statt dem Hinweis auf Ypsilanti wäre der Steg zu Beck, dem schäbigen Umgang mit eben diesem viel zielführender gewesen.

     

    Schließ mich ansonsten hier einem Vorschreiber an, genau diese Leute wie Steg, bornierte Besserwisser, uns die Welt Erklärer, mit beinahe Unfehlbarkeit gesegnet, genau diesen Typus braucht die SPD - als Totengräber, als Erfüllungsgehilfen der INSM.

     

    Danke; ein ehemaliger Willy-Wähler!

  • G
    Graureiher

    „Die Debatte über die Zukunft der SPD, ja der politischen Linken in Deutschland hat begonnen...“

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken in Deutschland wird längst woanders geführt, da ist die SPD aus dem Spiel. Sie hat ihre traditionelle Klientel verraten um als Partei der (besser verdienenden) Leistungsträger eine lukrativere Zielgruppe bedienen zu können. Das war keine zufällige Entscheidung, sondern logische Konsequenz aus der neoliberalen Wende in der SPD-Politik. Die Folgen dieser Politik müssen allen Verantwortlichen klar gewesen sein: Entsolidarisierung der Gesellschaft, verschärfte Gegensätze zwischen Arm und Reich, Klassenkampf von Oben, Massenarmut.

    Diese Folgen sind politisch gewollt und bereits in den 80er Jahren zu Kohls Zeiten von den neoliberalen Strategen diskutiert worden, damals unter dem Stichwort „Zweidrittel-Gesellschaft“. Kernthese: das untere Drittel der Gesellschaft kann ohne Gefährdung des politisch-wirtschaftlichen Systems weitgehend ökonomisch und sozial ausgegrenzt werden. Die Umsetzung dieses Konzeptes war vor der Wiedervereinigung wegen der Schaufensterfunktion Westdeutschlands nach Osten nicht opportun und von einer konservativen Regierung gegen eine starke sozialdemokratische Opposition und gegen die Gewerkschaften auch nicht durchzusetzen.

    Es bedurfte schon einer SPD-Regierung, um dem neoliberalen Projekt in Deutschland Schwung zu geben. Die schröderschen Reformen waren nichts anderes als der bewusste Einstieg in die Zweidrittel-Gesellschaft. Zum Teil ist die Kalkulation der Neoliberalen sogar aufgegangen: ein großer Teil ehemaliger SPD-Wähler wanderte zu den Nichtwählern . Aber eben nicht genug, sehr viele finden sich in der Partei DIE LINKE wieder, und so erreicht eine Partei, die nach Meinung aller führenden Meinungsmacher gar nicht entstehen konnte, bei der Bundestagswahl über 11% der Stimmen, und das gegen die massive Propaganda aller Pressekonzerne und der öffentlich-rechtlichen Medien.

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken findet hier statt, ohne Rücksicht auf rechte Seilschaften und hoffentlich ohne allzu viel Rücksicht auf Postenjäger und Politkarrieristen!

  • G
    Graureiher

    „Die Debatte über die Zukunft der SPD, ja der politischen Linken in Deutschland hat begonnen...“

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken in Deutschland wird längst woanders geführt, da ist die SPD aus dem Spiel. Sie hat ihre traditionelle Klientel verraten um als Partei der (besser verdienenden) Leistungsträger eine lukrativere Zielgruppe bedienen zu können. Das war keine zufällige Entscheidung, sondern logische Konsequenz aus der neoliberalen Wende in der SPD-Politik. Die Folgen dieser Politik müssen allen Verantwortlichen klar gewesen sein: Entsolidarisierung der Gesellschaft, verschärfte Gegensätze zwischen Arm und Reich, Klassenkampf von Oben, Massenarmut.

    Diese Folgen sind politisch gewollt und bereits in den 80er Jahren zu Kohls Zeiten von den neoliberalen Strategen diskutiert worden, damals unter dem Stichwort „Zweidrittel-Gesellschaft“. Kernthese: das untere Drittel der Gesellschaft kann ohne Gefährdung des politisch-wirtschaftlichen Systems weitgehend ökonomisch und sozial ausgegrenzt werden. Die Umsetzung dieses Konzeptes war vor der Wiedervereinigung wegen der Schaufensterfunktion Westdeutschlands nach Osten nicht opportun und von einer konservativen Regierung gegen eine starke sozialdemokratische Opposition und gegen die Gewerkschaften auch nicht durchzusetzen.

    Es bedurfte schon einer SPD-Regierung, um dem neoliberalen Projekt in Deutschland Schwung zu geben. Die schröderschen Reformen waren nichts anderes als der bewusste Einstieg in die Zweidrittel-Gesellschaft. Zum Teil ist die Kalkulation der Neoliberalen sogar aufgegangen: ein großer Teil ehemaliger SPD-Wähler wanderte zu den Nichtwählern . Aber eben nicht genug, sehr viele finden sich in der Partei DIE LINKE wieder, und so erreicht eine Partei, die nach Meinung aller führenden Meinungsmacher gar nicht entstehen konnte, bei der Bundestagswahl über 11% der Stimmen, und das gegen die massive Propaganda aller Pressekonzerne und der öffentlich-rechtlichen Medien.

    Die Debatte über die Zukunft der politischen Linken findet hier statt, ohne Rücksicht auf rechte Seilschaften und hoffentlich ohne allzu viel Rücksicht auf Postenjäger und Politkarrieristen!

  • F
    Feldwoman

    Natürlich kann Herr Steg seine Aussage "Je mehr aber die Mitglieder mit ihrer SPD wieder zufrieden sind, desto unattraktiver könnte die SPD für weite Teile der Bevölkerung werden" nicht begründen. Die Erfahrung der vergangenen 11 Jahre besagt exakt das Gegenteil: Die Mitglieder werden immer unzufriedener, die Wählerstimmen gehen gleichermaßen zurück. Die Empirieresistenz des Autors ist allerdings nicht besonders erstaunlich. Welcher führende Sozialdemokrat lässt sich schon großartig von Fakten beeindrucken?

  • O
    odrahterBua

    Die SPD ist wirklich ein Phänomen. Ich kenne nichts auf dieser Erde, was es schafft, aber wirklich jeden Tag mir noch unsympathischer zu werden.

     

    Es spricht für das übersteigerte Selbstbild der SPD, wenn Herr Steg seine Partei die älteste Deutschlands nennt. Die Tatsache, dass dies eigentlich die Zentrumspartei ist, verschweigt er in seiner Hybris. Erst im Herbst 1890 benannte sich die SAPD in SPD um.

  • BB
    Bodo Bender

    Exzellenter Beitrag, der das Dilemma der SPD in großer Klarheit aufzeigt. Der Sündenfall Agenda 2010 ist zwar der entscheidende fortwirkende SPD-Kulturbruch. Nur kann die daraus folgende Vertreibung aus dem Paradies nicht dadurch rückgängig gemacht werden, dass der Sündenfall zurückgenommen wird. Was nun - SPD? 16 Jahre Opposition, wie einst? Das wäre längst nicht das Schlimmste, stellt sich doch die Frage, ob die SPD je wieder aus dem Zustand der mittelgroßen Partei, in den sie durch die Wahl 2009 geraten ist, je wieder herausfindet und je wieder zur Volkspartei wird.

  • D
    dissenter

    Das habe ich jetzt nicht verstanden: Je zufriedener die Mitglieder der SPD mit ihrer Partei sind, desto mehr Wähler werden sich von ihr abwenden.

    Kann Herr Steg dies begründen? Oder geht es einem Vertreter der Schröder-Steinmeier-SPD darum, die dringend notwendige Diskussion AUCH über die Agenda 2010 zu unterbinden?

  • US
    Uwe Sak

    Ist nicht die Deutsche Zentrumspartei die älteste Partei Deutschlands? Zumindest trägt sie diesen Namenszusatz: Älteste Partei Deutschlands – gegründet 1870.

  • MS
    M. Stocker

    Wortbruch durch Ypsilanti? Herr Steg, gehts noch? Genau solche Leute wie Sie, genau das ist doch das Problem der SPD, dass sie sich die Durchsetzung sozialdemokratischer Politik von ihrer vergreisten Parteiführung in Zusammenarbeit mit den Schmierenjournalisten von Bild, FAZ, Welt, Spiegel und Taz als 'Wortbruch' vom Butterbrot ziehen lässt. Wortbruch, mein Freundchen, haben nach der letzten Wahlrunde die Herren Matschie und Ulrich begangen. Und damals die drei sozialdemokratischen Vollidioten aus Hessen, denen es erst NACH den Koalitionsvereinbarungen einfiel, dass sie lieber den Ganzen Verein im politischen Orkus verschwinden lassen, als einmal gegenüber dem konservativen Presse- und Partei-Gezeter Rückrat zu beweisen.