Saisonauftakt Ski Alpin: Bisschen mau
Beim Weltcup macht Maria Höfl-Riesch vor allem durch ihr Outfit von sich reden – und ihre Konkurrentin Lindsay Vonn, weil sie mit Männern Schuss fahren will.
SÖLDEN taz | Gatte Markus und Papa Sigi waren diesmal nicht dabei, aber Mama Monika kam natürlich noch vorbei, und die Freunde vom Partenkirchener Fanclub sowieso. Neue Skijacken haben sie alle, mit Marias Schneeleoparden-Logo auf dem Rücken.
Passte prima zur Einweihung des neuen Bogner-Shops in der Ortsmitte von Sölden, wo Maria Höfl-Riesch nach getaner Tat den geneigten Freunden des Skilaufs ihre eigene Modelinie zeigte. Zwei Stunden zuvor hatte sie 1.300 Höhenmeter weiter oben beim Saisonauftakt im alpinen Ski-Weltcup mal wieder die deutsche Fahne hochgehalten: „Ich als Elfte beste Deutsche: Das ist schon ein bisschen mau“, kommentierte sie das Teamergebnis des Deutschen Skiverbandes.
Wohl wahr: Zwar überraschten Susanne Weinbuchner aus Lenggries bei ihrem Weltcup-Debüt mit Rang zwölf und Simona Hoesl mit Rang 13 (allerdings nur nach dem ersten Durchgang), doch die Gesamtsiegerin der Weltcup-Wertung im Riesenslalom der Vorsaison, Viktoria Rebensburg, in den vergangenen Jahren am Söldener Rettenbachferner stets auf dem Podest, schied nach Platz drei im ersten Durchgang im zweiten Lauf aus.
Die Tegernseerin befand sich dabei jedoch mit Branchengrößen wie Lindsey Vonn, Tessa Worley, Julia Mancuso, Lara Gut und auch der Germeringerin Lena Dürr in recht illustrer Gesellschaft. „Ziemlich sauer“ war die Olympiasiegerin Rebensburg hernach: „Ich werde mich sicher noch ein bisschen ärgern. Aber ich weiß, dass ich gut Ski fahren kann und in Form bin.“
Nackt von der Statistik
Wolfgang Maier, Alpin-Direktor im Skiverband, sah das ähnlich: „Im ersten Durchgang hat die Vicky gezeigt, dass sie ein Top-Skifahrerin sein kann.“ Das magere Gesamtergebnis störte ihn nicht weniger als Höfl-Riesch, doch er blieb zuversichtlich: „Wenn man es nackt von der Statistik betrachtet, ist es eigentlich ein schwacher Auftakt. Für die nächsten Rennen müssen wir vom Gesamtergebnis etwas zulegen können, und das werden wir auch.“
Maria Höfl-Rieschs Ärger über den verpassten Top-Ten-Platz in diesem ersten Rennen der Saison, das die Slowenin Tina Maze vor den Österreicherinnen Kathrin Zettel und Stefanie Köhle gewonnen hat. Schließlich war sie nach einer heftigen Erkältung alles andere als fit nach Sölden gekommen. Doch schon beim ersten Termin der Saison stach die Garmischerin heraus.
Zur Team-Präsentation ihres Ski-Sponsors erschien sie am vergangenen Donnerstag nicht wie die meisten Kollegen in Jeans und T-Shirt, sondern in einer ärmellosen Abendrobe, deren Branding und Farbe dezent auf einen anderen Sponsor hinwies. Nach der Erkältung ging es ihr zwar schon ein wenig besser, doch die Nase läuft noch, sodass man sie beim nächsten Sponsorentermin, bei dem sie mit offener Bluse und dünner Jacke viel zu lange in der Kälte stand, am liebsten ins Warme hätte schicken wollen.
In allen Disziplinen vorne mitfahren
Zurück zum Sport: der Sommer, der für sie bisweilen ein Winter war, bescherte der besten deutschen Skifahrerin in Neuseeland und Chile so viele Speed-Trainingsläufe wie noch nie: 42 in fünf Tagen. Auch die Waage zeige wieder größere Zahlen, sagt sie. Ein hartes Aufbauprogramm liegt hinter ihr. Profitiert habe sie dabei vom neuen Konditionstrainer, den der DSV für das Team eingekauft hat. Ihr Saisonziel ist dementsprechend ehrgeizig: in allen Disziplinen will sie vorne mitfahren – was anstrengend wird. Zuletzt klagte sie über die irre Terminhatz in diesem Winter: 38 Weltcup-Rennen plus fünf WM-Starts plus Teamwettbewerb. Auf den Gewinn des Gesamt-Weltcups macht sie sich keine großen Hoffnungen.
„Wenn Lindsey Vonn in der Form der letzten Saison fährt, ist sie nicht zu schlagen“, sagt sie. Und das werde sich auch bis zum Ende ihrer Karriere nicht mehr ändern, glaubt Höfl-Riesch. Ihr zuletzt frostiges Verhältnis zur einstigen Freundin habe sich wieder entspannt, und Vonns Idee, beim Männer-Rennen in Aspen zu starten, findet Höfl-Riesch gar nicht so abwegig. Schließlich sei sie selbst im Training schon mal schneller gewesen als der italienische Riesenslalom-Spezialist Davide Simoncelli.
Vonn macht derweil Ernst mit ihrer Schnapsidee von der Männer-Abfahrt in Lake Louise. Ihr Verband hat offizielle Gespräche mit dem Weltverband Fis begonnen. „Wir unterstützen unsere Athleten mit allen Mitteln. Egal, welches Ziel sie erreichen will“, sagte ein Sprecher des US-Skiverbandes. Die viermalige Gesamtweltcupsiegerin sagte in Sälden zum wiederholten Male: „Ich möchte es probieren. Ich will aber nicht die ganze Saison mit den Männern fahren.“ Na immerhin.
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