Säuglingstod in Uniklinik: Weiteres Baby in Lebensgefahr
In der Mainzer Uniklinik starben zwei Säuglinge am Wochenende durch verunreinigte Infusionen. Be einem dritten Kind befürchten die Ärzte "das Schlimmste". Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
MAINZ apn/afp | Nach dem Tod von zwei Säuglingen durch verunreinigte Infusionen ringen die Mediziner der Mainzer Uniklinik um das Leben von weiteren Kindern. Ein Kind sei "sehr, sehr schwer erkrankt, hier befürchten wir das Schlimmste", sagte der Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Norbert Pfeiffer, am Montag im Hessischen Rundfunk. Ähnliches berichtete auch der Leiter der Kinderklinik, Fred Zepp, im ZDF-"Morgenmagazin".
Am Sonntagabend hatte die Krankenhausleitung erklärt, dass sich noch fünf der insgesamt neun weiteren betroffenen Babys in kritischem Zustand befinden. Nach Angaben Zepps haben sich aber vier davon im Laufe der Nacht deutlich erholt. Insgesamt hatten neben den beiden verstorbenen Babys noch neun Kinder die Infusionslösung bekommen.
Unklar ist weiterhin, wie die Bakterien in die Infusion gelangen konnten. Das Klinikum arbeite "unter Hochdruck" an dieser Frage, sagte Pfeiffer. Bei den betroffenen Infusionen handelte es sich um Ernährungslösungen, die aus verschiedenen Komponenten externer Hersteller in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz für jeden Patienten individuell hergestellt wurden. .
Nach dem Tod der beiden Säuglinge vom Samstag hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung eingeleitet. Das Mainzer Polizeipräsidium bildete eine Sonderkommission. Wie der Medizinprofessor Zepp im ZDF sagte, ist bislang noch nicht klar, ob die Verunreinigung der Infusionslösungen mit Bakterien in der Klinik entstanden ist oder bereits in den von außen angelieferten Grundsubstanzen vorhanden war. Hierzu müsse das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abgewartet werden.
Dies werde wahrscheinlich noch einige Tage dauern, sagte er. Noch im Laufe des Montags erwarte die Klinik aber die Ergebnisse mikrobiologischer Untersuchungen, erklärte Zepp. Ob es personelle Konsequenzen an der Mainzer Uniklinik geben werde, könne er noch nicht sagen. Ziel aller Bemühungen müsse sein, die Prozesse noch sicherer zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?