: Säuberungen in El Salvador
■ Salvadorianische Armee umzingelt die Uni der Hauptstadt / Gewerkschafter und Studenten festgenommen / US-Vizepräsident Quayle beschuldigt Nicaragua der Waffenhilfe für die FMLN
San Salvador (afp) - In El Salvador haben Armee und Polizei drei Gewerkschafter und zwei Studenten festgenommen. Wie die linksoppositionelle „Nationalunion Salvadorianischer Arbeiter“ (UNTS) am Dienstag mitteilte, befindet sich unter den Verhafteten auch eines ihrer Vorstandsmitglieder, Tomas Mazariego. Bewaffnete griffen ihn in der Nacht zum Dienstag, am Vorabend seiner geplanten Abreise in die USA, mitten im Zentrum der Hauptstadt San Salvador auf und zerrten ihn in einen Lieferwagen. In die USA wollte er als Beauftragter für Außenbeziehungen im UNTS-Vorstand am Dienstag auf Einladung von Solidaritätsgruppen für El Salvador fliegen. Er wollte dort unter anderem mit einer Gruppe von Kongreßabgeordneten zusammenkommen, die sich für einen Stopp der US-Wirtschafts und Militärhilfe an das mittelamerikanische Land einsetzen wollen.
Am Dienstag nahm die Polizei in San Salvador den Generalsekretär des „Verbandes von Vereinigungen und Gewerkschaften El Salvadors“ (FEASIES), Gregorio Osorio, fest. Sie erschienen mit einem Haussuchungsbefehl in seiner Wohnung und gaben vor, Osorio sei des illegalen Waffenbesitzes und der Zugehörigkeit zu einer „subversiven Organisation“ verdächtig. Soldaten der ersten Infanteriebrigade nahmen am Montag zwei Studenten fest, die den Campus der staatlichen Universität von El Salvador betreten wollten. Die Truppen halten das Hochschulgelände umzingelt.
Währenddessen traf US-Vizepräsident Dan Quayle in Costa Rica ein. Der US-Vizepräsident kam aus El Salvador, wo er während eines siebenstündigen Aufenthalts unter anderem mit dem als Gründer der Todesschwadronen berüchtigten Ex-Major Roberto d'Aubuisson gesprochen hatte. In Honduras hatte er am Morgen vier Kommandanten der nicaraguanischen Contras zu einem Gespräch empfangen, darunter ihren Oberbefehlshaber Enrique Bermudez. In El Salvador kam Quayle außer mit d'Aubuison mit dem neuen rechtsradikalen Staatschef Alfredo Cristiani, der Armeespitze, dem christdemokratischen Ex -Präsidentschaftskandidaten Fidel Chavez Mena, den Führern der Linksopposition Guillermo Ungo und Ruben Zamora sowie Weihbischof Gregorio Rosa Chavez zusammen. Bei einer Begegnung mit Verteidigungsminister Humberto Larios und Generalstabschef Emilio Ponce richtete er heftige Angiffe gegen Nicaragua, das er beschuldigte, durch Waffenhilfe an die Guerilla die „Demokratie in El Salvador zu ermorden“. Mit der unterstellten, aber nie bewiesenen Waffenhilfe hatte Reagan immer wieder die Waffenhilfe für die Contra begründet. Bei der Begegnung mit den Contraführern am Dienstag morgen in Honduras sagte Quayle zu, die USA würden die antisandinistischen Rebellen „innerhalb und außerhalb Nicaraguas“ weiter unterstützen.
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