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Sacharow greift seine Akademie an

Moskau (ap) - Der sowjetische Physiker Andrej Sacharow hat im Zusammenhang mit seiner Verbannung nach Gorki in den Jahren 1980 bis 1986 scharfe Angriffe gegen die sowjetische Akademie der Wissenschaften gerichtet, deren Mitglied er ist. In einer Rede warf der Friedensnobelpreisträger der Akademie vor, sie habe Lügengeschichten über sein Befinden während der Verbannung verbreitet und damals immer wieder erklärt, es gehe ihm in Gorki gut. Sacharow hielt die Rede bei einer Feierstunde in der französischen Botschaft in Moskau aus Anlaß seiner Aufnahme in die französische Akademie der Wissenschaften. Der Kritiker sagte, seine Frau Jelena Bonner und er seien während des Zwangsaufenthalts in Gorki von der Geheimpolizei KGB gefoltert worden. Der sowjetischen Akademie der Wissenschaften warf er vor, sie habe sich nicht gegen die willkürliche Verbannung ihres Mitglieds Sacharow gewandt. Weiter ging Sacharow darauf ein, daß 1983 vier Mitglieder der Akademie einen „provokanten und verleumderischen“ Artikel gegen ihn verfaßt hätten. Er habe die Hoffnung nicht aufgegeben, daß die Verfasser sich irgendwann öffentlich von dem Artikel distanzieren werden, sagte Sacharow. Der Regimekritiker äußerte ferner die Hoffnung, daß die Akademie unter der Öffnungspolitik von Parteichef Michail Gorbatschow ihre Einstellung zu Regimekritikern ändern werde.

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