SUSANNE KNAUL ÜBER AHMADINEDSCHADS BESUCH IM LIBANON : Israel grenzt an Iran
Sollte Israel die iranischen Atomforschungsanlagen angreifen, dann wird es der Judenstaat automatisch mit der Hisbollah zu tun bekommen. Diese unmissverständliche Botschaft war auch Ziel der Reise von Mahmud Ahmadinedschad in den Libanon.
Bis auf weniger als einen Kilometer wagte sich der iranische Präsident an die israelische Grenze und ließ damit den Eindruck entstehen, es handelte sich um den Besuch eines Stabschefs an der Front. Ahmadinedschad hat eine große und treue Gefolgschaft unter den Schiiten im Libanon. Die Hisbollah war auf Initiative von Ajatollah Chomeini unmittelbar nach der israelischen Invasion 1982 gegründet worden und übernahm die Rolle der vertriebenen PLO. Mit iranischer Hilfe werden die Guerillas ausgebildet und bewaffnet, die von Israels Luftwaffe zerstörten Dörfer wiederaufgebaut.
Doch Ahmadinedschad hat nicht nur Freunde im Libanon. Der christliche Politiker Samir Geagea etwa würde Ahmadinedschad als iranischen Präsidenten willkommen heißen, aber nicht „als Präsident von Teilen des Libanon“. Der Gast heizt die Spannung an in dem zerrissenen Land. Die Fronten verlaufen längst nicht mehr entlang staatlicher Grenzen und Waffenstillstandslinien, sondern machen sich fest an den strategischen Bündnissen: entweder mit den USA oder mit dem Iran. Das gilt für den Libanon genauso wie für die Palästinenser, die, soweit sie sich im Kampf gegen Israel als treu erweisen wie die Hamas im Gazastreifen, auf Unterstützung aus Teheran bauen können.
So sind es nicht nur die israelischen Regierungspolitiker, die den spektakulären Staatsbesuch beim nördlichen Nachbarn mit Bauchschmerzen verfolgen. Auch die palästinensische Führung im Westjordanland ist dem iranischen Präsidenten alles andere als wohl gesonnen. Solange der Konflikt der Großen, der USA und des Iran, nicht gelöst ist, werden auch die zerstrittenen Bevölkerungsgruppen, werden Israel und die Palästinenser kaum zusammenfinden.
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