STEVE MCCLAREN, TRAINER : Der Underdog
■ 49, geboren in Fulford, war mal englischer Nationaltrainer und ist seit Juli 2010 Trainer in Wolfsburg. Foto: dpa
Zum Glück schüttete es am Samstag in Hannover nicht, als Wolfsburgs Trainer Steve McClaren mit ansehen musste, wie wieder einmal eine von ihm trainierte Mannschaft seinen Job verspielt. So wie am 21. November 2007, als er als Trainer der englischen Nationalmannschaft unter dem Regenschirm Schutz vor dem Wolkenbruch über dem Wembley-Stadion suchte, während das Team gegen Kroatien die Qualifikation zur Europameisterschaft vergeigte. Am nächsten Tag höhnte die Daily Mail: „Steve McClaren wird in Erinnerung bleiben als der Trottel mit dem Regenschirm.“ Schon vorher hatte ihm seine Inkonsequenz im Umgang mit dem launischen David Beckham den Titel „McClown“ eingetragen.
Als Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß am Samstag von einem „Kindergarten“ sprach, war damit zwar hauptsächlich der eigenmächtige Elfmeter-Schütze Diego gemeint. Die eigentlich Botschaft lautete aber: „Da hat einer den Laden nicht in Griff.“
In der Tat scheint dem netten Mr. McClaren das Händchen für den Umgang mit Stars zu fehlen. Erfolg hatte 49-jährige immer dann, wenn er mit Außenseitern für Überraschungen sorgen konnte. Den FC Middlesbrough führte er ins Uefa-Pokal-Finale und Twente Enschede zum niederländischen Meistertitel.
Aber Wolfsburg guckt seit dem Titelgewinn 2009 mehr nach Manchester als nach Middlesbrough. Als Nachfolger für Armin Veh und Lorenz-Günther Köstner wurde ein Mann mit internationaler Ausstrahlung gesucht. Nach der Absage von Gerard Houllier verpflichtete Hoeneß den ersten englischen Trainer der Bundesliga-Geschichte. Dabei dürfte er die Hoffnung gehabt haben, etwas vom Geist der Manchester United-Legende Sir Alex Ferguson zu kaufen, dessen Ko-Trainer McClaren einst war. Dieser Projektion ist der brave Coach nicht gewachsen. RALF LORENZEN